Als LTJ Bukems Label „Good Looking Records“ Mitte bis Ende der 90er den Schlachtruf des „Intelligent Drum-n-Bass“ weltweit via „Progression Sessions“ auslebte, gehörten die ausgefuchsten Break-Landschaften von Seba mit zum ganz besonders guten Ton. Und als vor zehn Jahren Sebas „Planetary Funk Alert“ auf diesem seinerzeit musikalisch wie marketing-technisch durchgestyltesten aller Labels erschien, waren Headz sich einig, hier einem „Instant Classic“ zu lauschen. Es war mustergültig in Stimmung und Sound Design, und das trifft auch auf Album „Return To Forever“ zu. Mir als D&B-Head und Musikjournalisten kam die Kunde des „endlich erscheinenden Seba Album“ bereits vor gut einem Jahr zu Ohren. Fast so lange dauerten denn auch die Diskussionen der eingefleischten Seba-Fans in den gängigen Foren der Zunft an. Sicher war der Wissensdurst in Thread-Posts gemessen nicht annähernd so groß, als würden Roni Size, Marcus Intalex oder Goldie ein neues Album ankündigen. Und doch warf Sebas Meisterwerk schon seit langen Jahren unübersehbare Schatten voraus.
Sein Debut „Sonic Winds“ war der fünfte Release auf „Good Looking‚Äù, im Jahr 1995. Noch vor der Jahrtausendwende brachte Seba 1999 sein eigenes Label „Secret Operations‚Äù an den Start. 2004 schließlich veredelte Goldie den exquisiten Ruf und das Sounddesign von Seba mit einem Track auf der „Metalheadz Platinum Series‚Äù. Was den genannten Seba-Output, so wie seine zahlreichen Releases auf Labels wie „Vibez‚Äù, „Hospital‚Äù oder „Bassbin‚Äù eint, ist die Suche nach einem äußerst ausgefeilten, eigenen Sounddesign und nach Tracks, die wahre Klangreisen anbieten, statt den Massentourismus eines Floorfillers für eine Saison.
Seba schränkt das im Gespräch künstlerisch ein: „Also, meine Musik ist eben besonders komplex. Manche meiner Tracks wachsen für die Hörer mit jedem Hören. Ich persönlich war immer Fan von „Metalheadz“ und von „Good Looking“. Ich denke, das erklärt auch die Mischung und Bandbreite meiner heutigen Musik“. Weiterhin war es Seba wichtig, ein in sich geschlossenes Album aufzunehmen. „Ich habe berücksichtigt, dass alle Tracks miteinander funktionieren, dass sie in einem besonderen Ablauf stehen. Das Album soll nie langweilen oder gar stören. Also habe ich es auf einigen Parties getestet, oder auf Autofahrten mit Freunden. Mein Ziel war, etwas Durchhörbares zu Schaffen. So, dass ich nie einen Track skippen muss, oder hören muss, dass mir jemand sagt ‚Äö ‚Äökannst Du nicht mal die Musik runter drehen‚Äô.
Auch hier muss dem Kandidaten wieder eine glatte Eins bescheinigt werden. „Return To Forever“ reiht im Gegensatz zu manchem so genannten Album im Liquid-, Jump-Up oder Neuro-Bereich nicht beliebige 12″-Verdachtsmomente aneinander. Hier ist mehr Substanz zu hören. Jeder einzelne Sound hat ihn lange Produktionsnächte gekostet, die ganze Produktionszeit belief sich auf über ein Jahr. Seba dazu: „Ich habe extrem viel Zeit darauf verwandt, meine Mixdowns perfekt zu kriegen. Ich kann mühelos Wochen damit verbringen, EQs, Kompressoren und Effekte zu bearbeiten. Am Ende zahlt sich das alles aus.“ Besonders hervor sticht übrigens „Breaks Selection“ im Remix des Technoheousemusic- Helden Jesper Dahlbeck, eine sehr gelungene Deephouse-trifft-Breaks-Exkursion. Gefördert wurde Seba bei der Erstellung von Seinem Label. Das deutsche Label „Combination Records“, betrieben von „Phonehead“ Philipp Maiburg setzt seit längerer Zeit auf den Künstler Seba und schafft ihm Plattformen, die abseits des Rave-Zirkus liegen. Bei „Combination“ geht es zwischen Electro-, Techno-, Breakbeats- oder House-Sounds immer um eigenständige Tracks und den parallelen Aufbau von Labelkünstlern, die Potential besitzen.
Ein bedeutender Sponsor stellte den Kontakt nach Deutschland für Seba her. „Carhartt“ unterstützt beileibe nicht alles und schon gar nicht jeden. Bei innovativer, technisch interessanter elektronischer Musik und sogar bei Drum-n-Bass sind sie von Kabuki über „Combination“ zu Seba aber nicht abgeneigt. So entstand über ein paar Empfehlungen eine gute Zusammenarbeit zwischen Düsseldorf und Stockholm. Nach einer Remix-Arbeit empfahl „Combination“ im Pressetext eine von zwei weiteren 12″s („Don‚Äôt Wanna Lose You“) als amtlichen Track für „advanced dancefloors“. Seba-Tracks spielen heute häufig DJs wie Commix, Bailey oder Storm.
Auf „Return To Forever“ haben neben Sebas Tracks auch die Vocals besondere Qualität. Krister Linder und der bereits von Seba & Paradox- Produktionen bekannte Sänger Robert Manos geben dem Album noch mehr Spannung, Elastizität und Soul. Robert Manos Stimme zählt gewiss zu den Ausnahmeerscheinungen des Business. Mit ihm gemeinsam veröffentlichte Seba auch einen kleinen Szene-Hit: „Move On“ auf Hospital Records.
Wie Robert Manos ist Seba einer, dessen Produktionen manche D&B-Käufer standardmäßig durchhören oder umgehend einsacken. „Combination“ releast das Album auf CD, dazu erscheint hier eine 12″ und eine weitere auf Sebas eigenem Label „Secret Operations“. Alles ganz entspannt und ohne Druck, vielleicht auch, weil Seba nicht 100%ig vom D und dem B leben muß: „Ich lebe nicht nur davon, dass ich Drum-n-Bass mache, ich habe einen Halbtags- Job an einer Schule, so eine Art Nachmittagsbetreuung. So kann ich von 13 ‚Äì 17 Uhr arbeiten und danach täglich vier Stunden im Studio verbringen.“ Dass neben diesem zweiteiligen Stundenplan noch seine Freundin, die zwei Kinder, ein bis zwei DJ-Gigs pro Monat und sein Label in Sebas Daily Schedule passen, das klingt nach guter Organisation. Da bleibt nicht viel Zeit, am Großstatdtrummel des wahrlich tollen Stockholm teilzuhaben. Ich frage Seba ganz zum Schluß, wie und wo er wohnt, denn irgendwie habe ich bei seiner Musik dunkle Abendstimmungen, schwedische Wälder, spektakuläre Sonnenaufgänge im Nebel und schwarze Seenplatten vor Augen. Momente, in denen man bei all den klirrenden Breaks in Ruhe mit sich selbst verharrt. Wie sehr ist das Album auch Ausdruck seines Lebensraums!? Seba: „Na ja, ich lebe auf einer der kleinen Inselgruppen, die vor Stockholm liegen. Wenn du zu mir willst, musst Du über drei Brücken fahren, um auf die kleine Insel zu gelangen. Es ist eine sehr inspirierende Umgebung, aber das Stadtleben vermisse ich doch manchmal. Hier draußen leben nicht viele Menschen.‚Äù Und hier draußen? Keine Sorge, Seba, hier draußen leben genug, die Du inspirierst, wetten!?
Words: Frank Eckert
Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 06 (November/ Dezember 2008) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.
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