PHACE stehen für präzise produzierten Drum and Bass und Broken Beats. Jeder Ton, jede Spur ist chirurgisch sauber aufbereitet und hat seinen genauen Platz im klar strukturierten Arrangement. Florian Harres und Nicolas Ruoff fabrizieren futuristische Tanzmusik die meistens bei 170 oder neuerdings auch zwischen 120 und 140 bpm spielt. Internationale Aufmerksamkeit bekam das Duo Anfang 2005 mit der Katalognummer 40 auf TeeBee’s Subtitles Label. Es folgten weitere Releases auf Renegade Hardware, Virus, Vision, Lifted, Cyanide, Citrus, Basswerk und Syndrome Audio. Zusammen mit ihrem langjährigem Freund Michael Bräuninger aka Misanthrop gründeten sie ihr eigenes Label „Neosignal“ um im November 2008 ihr eigenes Verständnis von Musik auf die beste Weise veröffentlichen zu können.
Als kreative Einflüsse zählen Flo und Nico neben Black Sabbath, The Prodigy und Deep Purple beide Led Zeppelin, Pink Floyd und vor allem Kraftwerk auf. Der eine hat sich durch „Learning by doing“ das produzieren beigebracht, der andere hat eine langjährige musikalische Ausbildung am Klavier genossen. Der gemeinsame Sound klingt minimal, glasklar und knochentrocken, aber immer mit einem Spritzer Funk in der Suppe. Die ersten Drum and Bass Einflüsse kamen durch die Vorbereiter des so genannten Neuro- und Techfunks wie Photek, Ed Rush & Optical, C4C, Stakka & Skynet und Kemal & Rob Data. „Ich erinnere mich heute noch genau an den ersten in meinem Kopf hängen gebliebenen Track mit seiner genialen mathematischen Struktur – „Knitevision“ von Photek. ‚Ķ“ so Nico. Eine mathematische Struktur ist in jedem Lied von Phace zu finden. Eine Formel die in vielen Facetten an Detroit Techno erinnert. In ihren aufgeräumten Liedern greifen die beiden Elemente aus Funk und Elektro auf. Eine Beat und Bass orientierte Tanzmusik, die keine herkömmliche Struktur mit einem Haupt und Nebenthema besitzt, sondern ihren Reiz aus einer hypnotischen Abfolge von Klang Experimenten zieht.
Die ersten Ergebnisse waren bereits wegweisend, aber von Sturm und Drang durchzogen: „Unsere erste LP „Psycho“ auf Subtitles war eher unser aggressives, rebellisches und junges Debüt, mit welchem wir einen Stempel auf unseren Sound setzen wollten.“ Das markant, spartanische Phace-Trademark war bereits geboren und der Erfolg nahm seinen Lauf. Mittlerweile ist nicht nur das Duo, sondern auch ihr langjähriger Freund Misanthrop ein international etablierter Künstler.
Das erste Album „From Deep Space“ wurde konsequenter Weise zusammen für das gemeinsame Label Neosignal produziert und veröffentlicht. Auf den ersten Eindruck mag die Musik für viele sehr ähnlich klingen, bei dem Gesamteindruck des Albums merkt man beim ersten Hören den gesamten Variantenreichtum: „Wir haben natürlich versucht den Tracks eine übergreifende Atmosphäre zu geben, ohne aber dabei jeden Track gleich klingen zu lassen. Sonst wäre das meiner Meinung nach doch eine sehr langweilige Angelegenheit gewesen. Uns war es wichtig das Ganze so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, aber auch immer unseren eigenen Sound und Vibe zu integrieren.“
Auf dem Album finden sich auch Dubstep und Breaks Tracks, die nach dem typischen Muster gestrickt sind. Ein düsteres und melancholisches Muster. „Wir haben neben unseren reinen DnB Produktionen auch andere Stile auf das Album gepackt. So wie man nicht jeden Tag nur Suppe essen möchte, wollen auch wir nicht immer nur in die gleiche Schublade gesteckt werden.“ Ihren ganz speziellen Stil hat sich die Neosignal Crew über die Jahre erarbeitet. Kalt und bedrohlich sind Attribute mit denen ihr typischer Sound und auch die Stadt Detroit häufig beschrieben werden. „Wir sind da natürlich schon Realisten und uns ist in erster Linie auch klar, dass wir Underground Musik machen, und wir eben kein groß aufgestelltes und reibungslos funktionierendes Musik-Marketing und Management Netzwerk hinter uns haben.“ Bei dieser Einstellung spürt man den Idealismus des Trios. „‚Ķ unser Sound ist doch etwas spezieller und deshalb sind unsere Erwartungen natürlich nicht mit einem Act wie Pendulum vergleichbar. Ein Erfolg wäre es schon, wenn wir die im gesamten Schaffungsprozess des Albums angefallen Kosten decken könnten. Und wenn unverhofft dann doch alle produzierten Exemplare über den Tisch gehen sollten freuen wir uns natürlich umso mehr. Falls bei uns nach Deckung der Kosten etwas übrig bleibt, fließt das direkt wieder ins Label, so halten wir es nach wie vor.“
Sie selbst sehen sich nicht als einen deutschen Exportschlager: „Unser Sound hat schon eine recht technische Komponente, ich kann mir gut vorstellen, dass Drum & Bass Hörer im Ausland deutsche Künstler auch gerne unterbewusst mit dem technisch doch recht versierten von elektronischer Musik besessenem Deutschland verbinden und deshalb bewundern. ‚ĶIch bin mit sehr viel „ausländischer“ Musik aufgewachsen, und habe immer versucht Dinge so global wie möglich zu sehen.“ Die Musik von Phace ist ebenso global und und funktioniert in den leerstehenden Warehouses der Metropole, um den Bezug zu Detroit zu halten, und in allen guten Klubs auf dieser Welt.
Das Album wird mit einer ausgedehnten Tour global promotet. In der Mitte des Jahres stehen Kollaborationen mit Spor, Noisia und Misanthrop an. „Ansonst versuchen wir natürlich auch das Label immer breiter und professioneller aufzustellen, sowie haben wir mit ein paar Freunden eine kleine Agentur für Audio Branding und Sound Design aufgebaut. Busy times, aber ich brauche die ständige Bewegung um nicht zuviel über das was ich tue nachzudenken, oder zu philosophieren.‚Äù
Wer ständig in Bewegung ist, der lernt nie aus. Wir freuen uns auf weitere innovative Musik.
Artikel: Oliver Lüddecke / Kai Future-Music.net
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Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 11 (April 2010) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.
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