Tagtäglich werden neue Künstler vor ihren Bildschirmen geboren, unzählige Tunes in kleinen Kämmerchen geschraubt und Labels als Wirt der Selbstverwirklichung ins Leben gerufen. Tagtäglich diggen wir uns durch dieses stetig sprießende Dickicht aus Labels, Künstler und Tunes, dem einfach nicht beizukommen ist. Viel zu viel Musik für zuwenig Hörer. In unserer Serie „5 Fragen an…“ möchten wir versuchen, ein wenig Licht in diesen Urwald zu bringen und stellen Künstler vor, die nach unserer Auffassung mehr Aufmerksamkeit verdienen, als sie bisher erfahren.
In der zweiten Runde hat sich Arkaik aus Farnham bei London unseren Fragen per Mail gestellt. Seit 2010 produziert der Mann hinter den brutal schleppenden Half-Time-Beats für Diffrent Music und beglückt das Label mit seinen Tunes jenseits der Norm. Im Interview erzählt er uns, warum Drum & Bass ihn süchtig machte, dass er davon wohl niemals loskommen werde und wo die Verbindung zwischen Graphik und Sound für ihn liegt.
Was hat dich inspiriert Drum & Bass zu machen und wann hast du angefangen zu produzieren?
Ich habe so vor zehn Jahren angefangen im Drum & Bass herum zu „plantschen“. Das Produzieren war wohl eine folgerichtige Entwicklung, nachdem ich mit 15 begann aufzulegen. Ich bin damals nie den musikalischen Trends gefolgt und während meine Freunde sehr begeistert von Metal oder Garage waren, hörte ich „New Forms“ von Roni Size oder „Shot Down On Safari“ von Bad Company. Diese Stücke machten mich vom ersten Moment an süchtig und jedes neue Release, das ich kaufte, und jeder DJ, den ich mir anhörte, inspirierte mich und ließ den Wunsch keimen, etwas eigenes zu machen. Aber so richtig ernst wurden meine Produktionen erst in 2008, als ich mich mit einem MacBook ausstattete und mit Logic zu arbeiten begann.
Du bist über das Label Diffrent Music bekannt geworden. Wie kam die Verbindung zustande?
Das ist im Endeffekt über den Freund eines Freundes entstanden, mit dem ich zu dieser Zeit produzierte, und der dann wiederum Chris (Dexta), den Labelboss von Different Music, kannte. Es war sehr schön, diese Menschen zu treffen, die genauso wie ich denken und sich ebenfalls für einen minimalen, in Richtung Half-Time strebenden Drum & Bass begeistern können. Ich wollte sie also unterstützen und schickte ihnen Stücke von mir („Stress Relief“ und „Second Bass“), die sie sehr mochten und dann kurze Zeit später auch veröffentlichten. Seitdem werde ich tagtäglich von pinkfarbenen Giraffen und Ginger-Bärten heimgesucht.
Was spornt dich an solch minimalen und Half-Time orientierten Drum & Bass zu produzieren? Ist das deine Idee von „Future-Thinking“-Drum & Bass?
Eine ganz entscheidende Sache, die mich nicht vom Drum & Bass loskommen lässt, ist das stetige nach vorne Denken. Das Genre ist in einem stetigen Wandel und neue Produzenten bringen immer wieder neue Ideen und einen eigenen Twist in die Beats. Das spornt mich an. Aber für mich ist die treibende Kraft einfach eine sehr große Leidenschaft für guten Drum & Bass. Dabei kommen die Ideen wie von selber. Ich sitze oft im Studio und denke, ich würde gerne einen Roller machen, am Ende ist dann aber doch wieder ein weiterer Half-Time-Track entstanden. In diesem Bereich sehe ich einfach momentan das größte kreative Potential für 170 BPM-Musik und dort möchte ich mich auch austoben.
Du arbeitest hauptberuflich als Graphik-Designer. Gibt es einen Unterschied zwischen Sound- und Graphik-Design für dich oder liegt beiden Vorgängen gewissermaßen die gleiche Idee zugrunde?
Ich habe einen direkten Link zwischen diesen beiden Arbeitsbereichen für mich festgestellt. Ich mag meine Graphiken so wie ich meine Sounds mag: clean and minimal.
Bevor ich eine Graphik kreiere, geht dieser eine ausführliche Recherche voran. Ich beginne erst zu skizzieren, bevor am Rechner die finale Arbeit entsteht. Das ist dem Prozess beim Musik Machen sehr ähnlich. Dabei beginne ich damit sehr viel Musik zu hören und notiere mir die ein oder andere Idee, aus denen dann die Vorstellung für einen bestimmten Track hervorgeht. Wenn sich diese Idee dann fixiert hat, begebe ich mich auf die Suche nach Samples, die sich in die Vorstellung des Tracks eingliedern lassen. Erst dann öffne ich Logic.
Was können wir von dir in 2014 erwarten? Es gibt Gerüchte von einem Album…
Ich hoffe nur Gutes. Es werden einige Releases auf Diffrent kommen und ich arbeite an einigen Remixen, die auf Flexout und Nurtured Beats kommen werden. Ich bin sehr zufrieden und ausgelastet im Moment. Aber eine LP…wer weiß!
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