Tagtäglich werden neue Künstler vor ihren Bildschirmen geboren, unzählige Tunes in kleinen Kämmerchen geschraubt und Labels als Wirt der Selbstverwirklichung ins Leben gerufen. Tagtäglich diggen wir uns durch dieses stetig sprießende Dickicht aus Labels, Künstlern und Tunes, dem einfach nicht beizukommen ist. Viel zu viel Musik für zuwenig Hörer. In unserer Serie “5 Fragen an…” möchten wir versuchen, ein wenig Licht in diesen Urwald zu bringen und stellen Künstler vor, die nach unserer Auffassung mehr Aufmerksamkeit verdienen, als sie bisher erfahren.
Als Ausnahme der Beobachtung, dass die Produzenten immer jünger werden und trotzdem mit einem atemberaubenden Sound-Design aufwarten können, stellen wir in dieser Ausgabe den 34 jährigen Response vor, der letztes Jahr sein erstes Release bei Ingredients Records feiern konnte. Der Produzent aus Manchester glänzt in einer eher dreckigen und rohen Sound-Ästhetik, die einem liebevoll drückend Honig um die Oldschool-Lippen schmiert. Am 08. September erscheint nun seine dritte Single bei dem Liebhaberlabel. Im Interview erzählt uns Response von seiner Hardware-Leidenschaft, der undankbaren Tätigkeit des Mixdown und seiner ungebrochenen Liebe zum Drum & Bass.
Was hat Dich inspiriert Drum & Bass zu machen und wann hast du mit dem Produzieren begonnen?
Musik war schon immer ein großer Teil meines Lebens. Ich glaube, meine ersten Decks habe ich in 1996 gekauft und mit dem Produzieren begann ich dann um 2000 herum. Die Progression vom DJing zum Produzieren ist ja bekanntlich eine ganz natürliche. Ich begann damals an einem Atari ST und arbeitete mit einem Akai S3000 und einem DX7. Ich vermisse den Atari. Fuck, das war ein Fels in der Brandung. Heute kann ich mir allerdings nicht mehr vorstellen ihn zu benutzen. Aber mit dem Akai arbeite ich nach wie vor regelmäßig. Hauptsächlich für Bass und distorted Noise.
Drum & Bass packte mich damals einfach mit seiner Geschwindigkeit und Energie. Für mich gab es keine bessere Musik da draußen. Die Produktion war einfach nicht von dieser Welt. Ganz egal ob Metropolis und Shadow Boxing oder der ganze Good Looking-Sound, für mich gab es da nie diese Aufspaltung, es war einfach alles gute Musik.
In den frühen Tagen empfand ich es als sehr schwierig, Drum & Bass zu produzieren der wirklich gut klingt – finde ich immer noch, um ehrlich zu sein. Es zu machen war kein Problem. Ich hatte immer das Feedback „Yeah, tunes good, but‘…“ Das hat mich tierisch genervt und tut es immer noch. Die Leute sind einfach zu sehr besessen von Mixdowns und nicht von der Musik selber.
S.O.S/Control ist bereits deine dritte Single für Ingredients. Wie bist du mit dem Label in Kontakt gekommen und was war nötig, um die erste single dort zu platzieren?
Ich machte einen Tune namens Nailbomb, den ST Files sehr mochte und für den wir dann auch kollaborierten. Eigentlich war er für sein Label Grey Area gedacht, aber dort passierte sechs Monate lang nichts. Also gab ich mir einen Arschtritt und schickte das Stück an einige Labels, worunter auch Ingredients war. Clive rief mich kurz darauf an und signte den Tune. Wir haben noch eine Weile gewartet, bis dann Hard Times die erste 12inch dankenswerter Weise vervollständigte.
Ingredients ist eine Art Schatzsucher-Label, das sich offensichtlich nicht um große Namen oder Etiketten schert, sondern nur um guten Drum & Bass, den es vom Grund des Überflusses birgt. Ist es eine Art Kompliment, dass gerade Clive von Ingredients dich gesignt hat oder suchst du für die Zukunft bekanntere Labels?
Auf jeden Fall ist das ein Kompliment! Clive hat eine ganz bestimmte Gesinnung für das Label, die zu meiner Musik sehr gut passt. Es scheint, als würde er es „kapieren“ und so meine Stücke mit Respekt behandeln. Das ist großartig. Bezogen auf meine Musik schenkte er mir sehr viel Vertrauen. Ich hatte mein erstes Release bei Ingredients in einem Alter von 34 und das ist sehr alt. Ich habe 14 Jahre produziert bevor etwas passierte. Das Gute daran ist, so spät reingekommen zu sein, dass ich hunderte von Tunes gemacht habe und es wird niemals einen Materialmangel geben.
Insofern stehe ich bei Clive und Ingredients in der Schuld und ich bin mir sicher, dass die Beziehung wachsen wird. Wenn ein bekannteres Label also Interesse zeigt, muss das gut überlegt werden.
Dein Sound ist ein Gemenge aus Oldschool-Roughness, deepen und satten Basslines und einer „down-to-earth“-Reduktion, die an eine Ästhetik der Labels Virus oder Renegade Hardware von vor 15 erinnert. Was bringt dich dazu, solch einen Sound zu produzieren und wo liegt deine Inspiration begraben?
Mein Setup ist noch immer teilweise Hardware und da kommt vielleicht auch der Sound her. Ich mag es, Musik mit Hardware zu produzieren, das ist eine persönliche Entscheidung. Verstehe mich nicht falsch, ich werde nicht über dieses und jenes predigen, denn schlussendlich ist es die Musik, die zählt, und nicht, wie sie gemacht wurde. Was ich aber überhaupt nicht mag ist der Mixdown. Dieser Prozess langweilt mich zu Tode. Also vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass meine Musik eher „alt“ und rough klingt.
Es ist keine bewusste Entscheidung, so zu klingen wie andere vor mir, aber ich kann den Link zu Virus und Renegade Hardware als Hörer verstehen. Es ist schwer, sich von dieser Era nicht beeinflussen zu lassen. Um ehrlich zu sein, ist es schwer sich von den ganzen Subgenres des Jungle und Drum & Bass nicht beeinflussen zu lassen. Ich höre dieses Zeug seit über 20 Jahren.
Was die Inspiration betrifft… Ich brauche keine. Ich mache Musik, weil ich es genieße. So einfach ist das.
Du lebst in Manchester. Steht deine Location in irgend einer Verbindung zu deinem Sound? Was kannst du uns über die Szene in Manchester erzählen?
Das ist schwer zu sagen. Obwohl sehr viele gute Musik aus Manchester im Laufe der Jahre gekommen ist. Ehrlich gesagt weiß ich momentan nicht viel über die Szene in Manchester. Denn auch wenn ich ab und zu zur soul:ution (die Party von Marcus Intalex) gehe, sind meine Rave-Tage wirklich vorbei.
Response – S.O.S./Control erscheint am 08. September bei Ingredients Records.