Wer sich einmal dazu entschieden hat, seinem neurotischen Drang nach Ordnung nachzugeben und die eigene Musik alphabetisch nach Labels zu sortieren, für den ist die stetig steigende Anzahl an neuen Labels wohl wie ein im Gesicht lästig piesackender Nieselregen. Zu oft bleibt es bei nur einem Release, das den Weg in die Sammlung findet und dann einsam und verstaubt in Vergessenheit gerät. Doch von den dieses Schicksal teilenden Schallplatten ganz zu schweigen, sind auch die nahezu leer stehenden Ordner in der digitalisierten Version einer Sammlung dem nach Ordnung Dürstenden regelrecht ein Dorn im Auge, obwohl sie den Festplatten-Kohl nur bedingt fett machen. Andererseits soll die Label-Gründung als Schritt zur Selbstverwirklichung natürlich jedem gegönnt sein und die Ordnerschaar wird dafür gerne in Kauf genommen. Im Februar starten nun mal wieder zwei neue Labels, die meine Aufmerksamkeit erregen konnten: Plasma Audio und Sup Yo!.
Dass Plasma Audio mich mit einem Remix des niederländischen Produktionswunderkinds Icicle auf dem ersten Release in seinen Bann ziehen konnte, überrascht eher weniger und ist offenkundig nicht mehr als ein geschickter Schachzug der Distributionsabteilung. Doch das schmälert natürlich nicht die Qualität des Tracks. Denn „4th State“ ft. Gusto von Safire & Amoss im besagten Remix ist einer dieser kaltblütigen Deepness-Roller, die in regelmäßigen Abständen den Rechner von Icicle verlassen und voller Zorn den Takt aus unseren Füßen zu prügeln versuchen. Ohne langes um den heißen Brei Gerede geht es nach 16 Takten wabernder Flächen und ein wenig Plasma-Phrasengedresche von Gusto blechernd direkt auf die 12. Da wirken die zwei anderen Tracks „2012“ und „Chavland“ von Gamma, der mir bisher unbekannt war, im direkten Vergleich etwas schwach auf der Brust und müssen sich mit der Tool-Schublade begnügen. Das ist dann eben die Kehrseite der Medaille, wenn mit einem solchem Icicle-Monster geworben wird…
Sup Yo! punktet derweil eher mit seelenschmeichelndem Liquid des US Amerikaners Flite, der unsere Füße beim seichten Tanzabend zum grinsen bringt. „Featherfall“ ist ein Track wie ein Daunenkissen, in den man sich hinein kuscheln und in Richtung Sonnenaufgang schwofen möchte, wie ein liebevolles Spiel mit urbanen Glühwürmchen. „Spread your wings and learn to fly“ zirpt es auf dem Heimweg verhallt in unserem Geiste nach.
Aus mir unerfindlichen Gründen lässt sich der Soundcloudplayer nicht einbetten. Deshalb bitte einfach diesem Link folgen.
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