Wo kommt er/sie her? Wie lange macht er/sie schon Musik? Wie alt ist er/sie? Mit wem kollaborierte er/sie schon? Welche Labels schmücken seine/ihre Discographie? Wie sieht er/sie aus? Sobald uns neue Musik erreicht, sind es doch genau solche Fragen, deren Beantwortung uns an die Hand nehmend bei Bewertung und Einordnung derselbigen helfen sollen. Denn kann sich wohl keiner davon frei sprechen, interessant oder uninteressant auch an Kategorien wie Herkunft, Alter oder Szene-Background fest zu machen und nicht selten die eigentliche Musik, das Objekt der Begierde in den Hintergrund treten lassen. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, wurde das Experiment Blind Music ins Leben gerufen. Die Betreiber sind unbekannt, die Künstler werden mit Anonymous betitelt und die Stücke folgen einer simplen Nummerierung, um jeder Voreingenommenheit einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mit den Worten des Labels:
Blind Music is a record label experiment. Every release on this label will be released anonymously and will stay that way. We live in a world of information overload. 144,800,000,000 emails are sent a day, 4,000,000,000 things are shared on Facebook a day, DJ’s and producers and buying twitter followers and YouTube hits and blog posts about Justin Bieber talking to Deadmau5 at a party get more hits than anyone’s album ever could. The rising trend of sensationalism, commercialism and information overload is distracting us from why we all got into music in the first place. Blind Music aims to take it back to the just that, the music.
Die drei Tracks der EP.1 bewegen sich zwischen fluffigem Liquid und düsterer Deepness. Nicht unbedingt spektakulär, aber schön anzuhören und in jeder Hinsicht Club-tauglich. Ob das Experiment so funktioniert wage ich allerdings in Frage zu stellen, da gesichts- und namenloser Musik sicherlich etwas aus dem Rahmenfallendes anhaften muss, um zwischen der Informationsflut herausstechen und auffallen zu können. Aber wer würde seinen Namen schon diesem Konzept zuliebe opfern, wenn er den Hit des Jahres geschrieben hat, den es sicherlich für den langfristigen Erfolg des Labels brauchen würde? Gerne möchte ich mich positiv überraschen lassen. Denn die Idee gefällt mir sehr gut.
Anonymous – EP.1 ist bei Blind Music erschienen und kann bei Bandcamp für £2.50 oder mehr ergattert werden.
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