„Neonlight?“ Skeptisch und in den Tiefen seines Hirns nach Verknüpfungen grabend schaut mich mein Gegenüber an. „Der Name“, murmelt er langsam in sich hinein, „sagt mir was.“ Natürlich sagt ihm der Name etwas. Neonlight sind aktuell der Exportschlager aus Deutschland schlechthin, wenn es um Drum & Bass geht. Die Jungs füllen weltweit die ganz großen Hallen und spielten Lifted Music vertretend sogar auf der Pirate Station, dem weltweit größten Drum & Bass-Festival, und ließen sich dort von pittoresk anmutender Bühnenshow Honig um ihre Drops schmieren. Aber ist ja nichts Neues, dass Stars im Ausland und gerade nicht ihrer Heimat geboren werden. Insofern trifft meinen Gegenüber keine Schuld. Ist mehr so ein Grundsatzproblem von dem ich mich nicht frei sprechen möchte. Aber um dieses Problem soll es ja auch gar nicht gehen, sondern vielmehr um die kommende „Power Hour EP“, die das Duo aus Leipzig für Lifted Music geschraubt hat.
Drei Tunes (die EP ist auch nicht mehr das, was sie einmal war), die vor lauter Energie zu platzen drohen. Der Titeltrack „Power Hour“ ein zerstörungswütiges Dancefloor-Biest, das von hämmernden Achtelbässen getragen spielerisch gleißende Synthie-Ohrfeigen verpasst. Das erinnert hier und dort an die so oft verurteilte „Höher! Schneller! Weiter!“-Bewegung aus den 2000ern und mag etwas anachronistisch anmuten, fühlt sich aber wohl gerade deshalb so angenehm vertraut und in seiner Hyperaktivität geradezu herzerwärmend an. Der zweite Track „Basso Continuo“ unterwirft sich dem gleichen Prinzip, das allerdings in einer zeitgeistigeren Codierung folgerichtig heruntergefahren wurde und an die aktuellen Tech-Rave-Entwürfe von Audio erinnert. Das schiebt und drückt dann eher hintenrum, überlistet mit verschwommenen Mitten die Rave-Gewohnheit und schöpft seine Kraft vor allem aus der Dauer. Mit „Sprech Funk (Rock & Roll Edit)“ rundet dann noch ein eher gesetzter Neuro-Tune die EP kraftvoll ab und Neonlight haben ein weiteres Killer-Release auf dem Kerbholz.
Die „Power Hour EP“ erscheint am 20. Dezember auf Lifted Music.
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