Jenna G ist nicht nur eine erfolgreiche Musikerin mit großem Charisma, sondern auch eine ehrliche Persönlichkeit. Neben ihrem großen Hit „In Love“ und internationalen Charterfolgen mit dem britischen Houseduo Shapeshifters veröffentlichte sie unzählige Maxis auf bekannten Labels wie Ninja Tune, Hospital, Warner und Metalheadz. Bei unserem zweiten Treffen, vor ihrem genialen Gig im Brain Klub Braunschweig, gerieten wir in eine stundenlange und aufschlussreiche Unterhaltung.
Du schreibst zahlreiche Texte für deine Lieder und deinen Blog. Hast du schon einmal darüber nachgedacht ein Buch zu schreiben?
Ich habe gerade zwei Monate in Berlin gelebt, weil ich in England in einem Kreativloch gesteckt habe. Ich habe meine Erfahrungen in einem Tagebuch festgehalten und kann mir vorstellen, daraus eine Geschichte mit fiktiven Charakteren zu erstellen. Ich möchte nicht nur als Musikerin gesehen werden. Ich habe allerhand Talente, die ich gerne ausleben möchte. Ich denke, dass die meisten gestalterisch tätigen Menschen so fühlen. Ich habe dieses Jahr entschieden, gemeinsam mit einem Freund ein Drehbuch für einen Zombie-Film zu schreiben. Ich liebe dieses Genre und bin mir sicher, dass die Welt auf diesen einen Film gewartet hat, aber ich verrate dir nicht mehr, sonst wird mir die Idee noch geklaut.
Was gefällt dir an Berlin besonders?
Ich liebe die Energie, die diese Stadt ausstrahlt. Es kommt mir alles so unbekümmert vor, ich fühle mich wie ein Teenager, der sich auf einem Ausflug befindet. Mir macht alles viel mehr Spaß, ob ich in ein Museum gehe, in einer Bar sitze, oder bei einem Freund Weed rauche. Ich kann das auch alles in meiner Heimatstadt Manchester machen, aber da gehe ich einfach nicht mehr so häufig vor die Tür. In Berlin lebe ich in Friedrichshain, ich mag den Schmutz, die Atmosphäre mit Postern und Stickern an der Wand. Es gibt reichlich Kleinkunst, T-Shirt Shops, ich mag einfach alles. Durch meinen Job war ich in vielen Metropolen, in denen man sieben Tage durchfeiern kann. In New York kommen acht Frauen auf einen Mann, in London benötigst du dafür eine goldene Kreditkarte, aber in Berlin finde ich die gesamte Atmosphäre entspannt und gleichzeitig inspirierend international.
Bei unserem letzten Interview hast Du erzählt, dass Du viel mit Zed Bias produziert hast. Ich habe bis heute nichts von dem Material gehört, was ist daraus geworden?
Zed ist mein Nachbar, deswegen verbringen wir zusammen viel Zeit und sobald wir eine Idee haben, setzen wir die in seinem Studio um. Wir haben jede Menge House Musik aufgenommen, die leider kein Label veröffentlichen wollte. Dann haben wir eine Trash-Pop Band gegründet, für die wir kein Label gefunden haben. Im Endeffekt erscheinen jetzt drei Drum and Bass Tracks auf seinem neuen Album, das ist insofern komisch, da er heute eigentlich gar kein Drum and Bass mehr produziert. Ich hatte ihm vorgeschlagen wieder etwas bei 175 bpm zu schreiben. Er war von dem Einfall nicht begeistert, da er das Gefühl hatte, dass ihm das technische Knowhow fehlt. Wir haben die Lieder das erste Mal auf Sardinien bei dem Sun and Bass Festival gespielt und die Besucher, DJ¬¥s und Produzenten waren begeistert. Als meine Freunde und meine Familie auch auf die Lieder angesprungen sind, wusste ich, dass wir das Material veröffentlichen müssen.
Welche drei Sätze fallen dir spontan zu Salvador Dali ein?
Er hatte den besten Schnurrbart. Ich habe ein Interview von ihm gelesen und mochte, dass er keine Frage verneint hat. Dali hat auch extrem schöne Möbelstücke hergestellt.
Welche Musik inspiriert dich zurzeit am meisten?
Ich kämpfe mich gerade durch die Plattensammlung von meinem Vater, er hat in einer äußerst bekannten Band gespielt und präsentiert mir immer wieder neue Musik. So habe ich auch die irische Rockband Thin Lizzy für mich entdeckt, mit denen mein Vater befreundet ist. Außerdem höre ich regelmäßig den „Low End Theory“-Podcast von DJ Nobody und Free The Robots aus Manchester.
Was können wir als nächstes von dir erwarten?
Ich bin im November in Südamerika und im Dezember in Australien und Japan auf Tour. Wenn ich wiederkomme, kümmere ich mich um mein Album. Es wird ein reines Funky House Album sein, damit wir es besser verkaufen können. Man kann ein Album einfach besser verkaufen, wenn man bei einem Stil bleibt, wenn ich ein Drum and Bass oder Dubstep Album veröffentliche, soll es auch ein reines Drum and Bass oder Dubstep Album sein. Ich habe bereits sieben Tracks fertig. Ich warte auf zwei Electro-House Lieder von Spor. Er ist gerade mit seinem letzten Drum and Bass Album beschäftigt und möchte danach mit Deadmau5 als „Feed Me“ nur noch Electro produzieren. Er schreibt auch sehr gute Texte. Wenn er gute Texte schreibt, wird man ihn bald selber singen hören? Ich habe schon einiges von ihm gehört, aber ich weiß nicht ob ich davon erzählen darf. Ich werde in naher Zukunft einige Zeit mit Netsky im Studio verbringen, habe mit Nu:Tone ein paar Lieder für sein neues Album aufgenommen und arbeite an einem Live-Band-Projekt mit Riot-Jazz aus Manchester.
Vielen Dank für das Interview.
Interview: Oliver Lüddecke
Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 13 (Dezember 2010) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.
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