Tagtäglich werden neue Künstler vor ihren Bildschirmen geboren, unzählige Tunes in kleinen Kämmerchen geschraubt und Labels als Wirt der Selbstverwirklichung ins Leben gerufen. Tagtäglich diggen wir uns durch dieses stetig sprießende Dickicht aus Labels, Künstler und Tunes, dem einfach nicht beizukommen ist. Viel zu viel Musik für zuwenig Hörer. In unserer neuen Serie „5 Fragen an…“ möchten wir von nun an versuchen, ein wenig Licht in diesen Urwald zu bringen und stellen Künstler vor, die unserer Auffassung nach mehr Aufmerksamkeit verdienen, als sie bisher erfahren.
Den Anfang macht der in Bristol lebende Mako, der schon die ein oder andere Drum & Bass-Perle aus seiner Feder gleiten ließ und die Diskographien von Labels wie Ingredients Records, Dispatch oder seines eigenen Utopia Music Imprints schmückt. Vor allem in den Kollaborationen mit Mute erregt er seit einiger Zeit unsere Aufmerksamkeit. Seine aktuelle Single auf Warm Communications zeigt erneut die Experimentierfreude des Briten und ließ ihn in unseren Fokus geraten. In seinen Antworten zeigte sich Mako erstaunlich offen und lässt uns an seinem Lebensweg teilhaben.
Was hat Dich inspiriert, Drum & Bass zu machen und wann hast Du zu produzieren angefangen?
Es gab damals sehr viele Inspirationsquellen. In erster Linie war es aber mein sehr guter Freund Fields und sein Bruder Villem, der im Laufe der Zeit ebenfalls zu einem sehr guten Freund geworden ist. Ben (Fields) hat mich davon überzeugt, mir von meinen Eltern Turntables zu Weihnachten zu wünschen, als ich 17 war. Schon seit einigen Jahren liebten wir es Platten auf den schäbigen, riemenbetriebenen Plattenspielern zu spielen, die wir uns von einem Freund geliehen hatten. Doch dann war es an der Zeit sich mit Turntables ohne Gleichlaufschwankungen längeren uns flüssigeren Mixe zu widmen. Und so ging es los. Ich liebe es zwei Platten zu einem Musikstück verschmelzen zu lassen. Die Musik selber zu kreieren war die logische Folge, aber es dauerte etwas, bis ich mich der Produktion widmete. Erst mit 24 hatte ich meinen ersten Tune fertiggestellt, den ich zusammen mit meinem talentierten Freund Calum machte. Es war in der Zeit, als Saddam Hussein gefangen genommen wurde. Wir sampelten sehr viel Material aus den Nachrichten und produzierten einen sehr düsteren Tune. Heute meide ich die Thematik von Krieg und Tod allerdings!
Du bist durch die Produktionen des Trios Mako & Mute bekannt geworden. Wie seid ihr zusammen gekommen?
Mute war der Name von Fields und Villem, wenn sie zusammengearbeitet haben. Wie haben sehr viele Tunes zusammen geschrieben. Mit Ben (Fields) bin ich zur Schule gegangen und wir verstanden uns auf Anhieb. Ben und seine Familie wurden zu dieser Zeit ein sehr wichtiger Teil meines Lebens.
Was treibt dich an alleine Musik zu machen? Gibt die die Soloarbeit mehr bzw. andere Möglichkeiten, als wenn du mit Mute arbeitest?
Ich liebe es zu experimentieren. Wenn du Musik mit anderen Produzenten machst, neigst du dazu nicht so verrückt zu sein und produzierst verstärkt Dancefloor orientiert. Obwohl wenn ich mir DLR Tunes schreibe, bewahren wir uns diese Moral und wir haben keine Angst, neue Dinge auszuprobieren. Dennoch ist alleine arbeiten ist wesentlich härter, eine Gradwanderung, aber im Endeffekt sehr gut für die Seele. Dadurch kann ich die anderen Künstler, mit denen ich arbeite, noch mehr Schätzen, weil ich weiß, wie schwer es ist, einen Tune zu schreiben und den Mixdown vernünftig zu machen.
Der Sound Deiner aktuellen Single ist von oldschool-Bässen und verschachtelten Drum- und Percussion-Patterns geprägt. Was geht Dir beim Produktionsprozess durch den Kopf? Was beeinflusst Dich?
Es war ein Experiment. DLR zeigte mir ein Multimeter Plugin und ich war besessen davon, die durchschnittliche RMS-Leistung auf -3DB zu bekommen. Davon wurde das Stück sehr stark beeinflusst und gab ihm einen drückenden Sound. Ich wollte ihn aber eher clicky haben und nicht zu peitschend. Schlussendlich habe ich davon sehr viel gelernt, der Tune musste aber etwas leiden. Aber ich denke schon an den nächsten Tune. Inspiriert haben mich die Stücke von Dillinja und Photek aus den Jahren 94 bis 96, eine Menge von altem Good Looking Records-Kram und Konflict.
Was bedeutet Dir Suffolk als Deine Heimat und warum bist Du nach Bristol gezogen?
Mit Suffolk verbinde ich sehr unterschiedliche Erinnerungen. Ich erinnere mich, dass ich in der Schule sehr unsicher war. Vielleicht so wie jeder andere auch. Ich habe mich wie ein Freak gefühlt. Ein Junge mit einem Gesicht eines Mannes. Ich mochte es lieber mit ein paar wenigen geschätzten Freunden abzuhängen, als mit einer ganzen Crew. Nichts war mir ferner als in Pubs und Clubs zu gehen. Ich wollte lieber in Musik und Sport eintauchen. Nach Bristol bin ich gezogen, weil es meine „zweite Wahl“-Uni war. Zwar hatte ich auch genügend Punkte für meine erste Wahl, doch die lehnten mich ab, weil ich das Jahr zuvor ablehnte. Was die cheesebags nicht begreifen konnten war, dass sich meine Eltern sehr unschön getrennt hatten und mich das total fertig machte. Es beschäftigt mich noch immer. Es war dadurch sehr schwer, jemandem nahe zu kommen, weil man nicht den gleichen Fehler machen möchte. So vermied ich Nähe zu anderen Menschen. Bevor ich den Weg zur Meditation fand, war es mir nicht möglich, mich selbst zu lieben. Bristol half mir sehr dabei zu lernen, dass man erst sich selbst nahe stehen muss, bevor man sich anderen öffnen kann. Ich freundete mich mit dieser Erfahrung in meinem Kopf an oder zumindest fühlte sich mein inneres Bewusstsein nun etwas behaglicher an. In Bristol nennen sie mich übrigens „stoned rambling man“.
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