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Der Londoner Heist veröffentlicht seit sechs Jahren auf zahlreichen renommierten Labels wie Metalheadz, Valve, Digital Soundboy und V Recordings – um nur einige wenige zu nennen. Er ist Labelchef von Co-Lab Recordings, Calypso Muzak und Sumo Beatz und hat unter dem Alias „Rufige Kru“ zusammen mit Metalheadz-Ikone Goldie zwei Alben produziert, die getrost als logische Weiterentwicklung von Goldies wegweisendem Album „Timeless“ zählen dürfen. Wir trafen den 29-Jährigen vor seinem Auftritt bei PLAY! im Kölner Studio 672 zum Interview.

Wie bist du zu Drum & Bass gekommen und was waren die Haupteinflüsse dafür?

Bevor das ganze Ding Drum & Bass genannt wurde, war es vor allem Hardcore mit viel Amen-Breaks, Oldschool Beats und viel Bass, so wie zum Beispiel „The Prodigy Experience“, das erste Album von The Prodigy, was für mich die erste Berührung mit Rave-Musik war. Auch die frühen Moving Shadow Sachen, Reinforced Records und Metalheadz waren ein großer Einfluss für mich. Ich habe die Entwicklung also schon sehr früh verfolgt.

Mit Co-Lab Recordings, Calypso Muzak und Sumo Beatz bist du für drei Labels verantwortlich. Wie kam es zur Gründung der Labels und welche Philosophie steckt hinter den einzelnen Labels?

Co-Lab Recordings haben wir 2002 gestartet und das ist wie unser Baby. Seit dem Start vor acht Jahren haben wir sehr viel gelernt. Wir haben erfahren wie man ein Plattenlabel führt, wie man erfolgreich arbeitet und wie man die Fehler die man zwangsläufig macht, nicht bei den anderen zwei Labels wiederholt. Wir haben bei Co-Lab versucht zwei verschiedene Styles zusammenzuführen. Am Anfang war das jeweils ein Liquid und ein Jump Up Stück auf einer 12″ Platte, aber mit der Zeit hat sich ein eigener Label-Sound entwickelt und wir wissen jetzt genau welches Stück zu Co-Lab passt, egal wer es produziert hat.

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Calypso wurde ein Jahr später gestartet, weil wir sehr viel Musik von bisher ungesignten Künstlern bekommen haben oder von Produzenten, die nicht exklusiv unter Vertrag waren. Die ersten zwei Tunes auf dem Label waren von mir und damit hab ich den Ball ins Rollen gebracht. Jetzt haben wir Leute wie Pleasure, Sensai, Steppa & Kitcha, Dr. Dub oder Connecta aus Deutschland, also eine ganze Reihe an Künstlern die so langsam durchstarten.

Durch die Erfahrungen mit Co-Lab und Calypso Muzak ist Sumo Beatz, unser neues Flagship-Label entstanden. Wir wollten ein gutes Artwork und Design, ein richtige Marke kreieren und vor allem soll Sumo Beatz für „Big Tunes“ stehen. Wir werden dort keine experimentellen Sachen veröffentlichen, sondern Stücke die Support von großen DJs wie Hype, Andy C oder Grooverider bekommen und die hoffentlich ausverkaufen. „Fingers crossed.“ (lacht).

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Du hast zusammen mit Goldie zwei Alben unter dem Alias „Rufige Kru“ produziert. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Goldie und warum hat er dich gefragt, mit ihm gemeinsam ein Projekt zu starten.

Ich habe keine Ahnung warum Goldie mich gefragt hat, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wenn du ihn fragen wirst, wird er dir wahrscheinlich das gleiche antworten. Als ich ihn das erste mal in seinem Haus besuchte um ihm die Stücke für meine erste Metalheadz 12″ zu zeigen und seine Meinung zu hören, war sofort ein großer gegenseitiger Respekt da.

Ich war ein großer Bewunderer von Goldie und wir haben uns einfach sehr gut verstanden. Irgendwann hat er mich dann gefragt, ob ich für ihn nicht ein bisschen Engineering-Arbeit übernehmen soll. Um ehrlich zu sein, habe ich in diesem Moment nicht gedacht das ich dafür bereit bin, da ich zu diesem Zeitpunk immer noch ein junger Produzent war. Ich habe ihm das auch so gesagt, aber so etwas akzeptiert ein Goldie nicht. Wenn er etwas umsetzen mochte, dann nimmt er sich die Dinge und zieht es einfach durch. Und genau so war es. Also begannen wir zusammen zu produzieren und bevor wir es geahnt hatten, waren wir auch schon auf dem Weg zu unserem ersten gemeinsamen Album „Memoirs of an Afterlife“.

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Kurz nachdem wir das erste Album fertiggestellt hatten, waren wir auch schon dabei Stücke für das nächste Album zu produzieren. Es ging einfach immer so weiter. Zwischen der Pause bis zur Produktion für das das zweite Album „Malice in Wonderland“ haben wir noch ein paar andere Stücke aufgenommen und einen Remix für Stone Roses‘ Ian Brown gemacht. Die Arbeit für das erste Album war für uns wie ein Training und wir konnten uns dabei im Studio besser kennenlernen.

Es ist sehr cool mit Goldie zu arbeiten. Ich habe mit vielen Leuten zusammengearbeitet, aber er ist derjenige mit den besten Visionen in seinem Kopf und er weiss genau was er will. Das ist sehr wichtig, wenn man mit einem Engineer arbeitet. Wenn du das nicht hast, kannst du nur hoffen das der Engineer seine persönliche Note in deine Musik bringt, aber darum geht es ja nicht, es geht um deine eigene persönliche Vision und diese besitzt Goldie zu hundert Prozent.

Was denkst du über die heutige Szene in England und die Entwicklung allgemein.

Ich denke die Szene in England ist großartig. Ich denke immer das sie großartig ist, weil ich froh bin genau das hier tun zu können und ich die Möglichkeit habe die Leute glücklich zu machen, mit Dingen die mir Spaß machen. Natürlich haben wir auch Probleme durch die Rezession. Einige Veranstalter haben Schwierigkeiten und im letzten Jahr habe ich festgestallt, dass mir noch nie so viele Gigs gecancelt wurden. Aber damit musst du klarkommen und dich dem entgegenstellen, was willst du auch sonst tun?

Ansonsten glaube ich, dass es im Moment eine unglaubliche Flut an Party-JumpUp Produzenten gibt. Es muss hunderte da draußen geben. Wenn du mit ihnen Online sprichst, fühlen sie sich angegriffen, wenn du nicht bescheid weisst wer sie sind. Ich versuche ja immer auf dem Laufenden zu sein, aber es sind so viele, dass es selbst mir schwerfällt, da durchzublicken. Aber unter all diesen Produzenten sind zum Glück immer ein paar Juwelen versteckt. Zum Beispiel Sensai, der im Moment so richtig abräumt und diese neuen Jungs, die sich „The Prototypes“ nennen. Bisher kennt sie kaum jemand, aber auf diese Jungs solltet ihr acht geben, die werden in diesem Jahr noch richtig durchstarten.

Ich bekommen sehr viel Musik geschickt, wahrscheinlich 10 bis 12 Tracks pro Tag, aber am Ende der Woche, wenn ich mich für einen Gig wie heute vorbereite, bleiben vielleicht 5 Stücke von Hunderten übrig, die ich spielen würde. Aber du musst dir definitiv alles anhören, sonst könntest du etwas verpassen. Es ist wie bei The Prototypes, wenn ich erst später von ihnen erfahren hätte und mir nicht die Zeit genommen hätte ihre Musik zu hören, hätte ich mich geärgert. Du musst also immer am Ball bleiben.

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Mit deiner EP auf Metalheadz hast du einen neuen Weg mit deinem Sound eingeschlagen. Welche Art von Sound können wir in Zukunft von dir erwarten?

Um ehrlich zu sein, kannst du alles von mir erwarten. Leute die vielleicht denken das ich nur Jump Up mache, werden natürlich überrascht sein, denn auf Metalheadz kannst du keinen Jump Up Sound herausbringen. Der Track „Captured“ auf der Metalheadz EP bekommt sehr gutes Feedback von Leuten wie Ed Rush oder The Upbeats, die darauf abgehen und auch Grooverider, Fabio und Goldie spielen es. Ich habe mir gesagt, ok, ich mache mal etwas in der Richtung wie Noisia oder Phace und gucke mal was passiert. Ich habe keine Angst davor auch mal andere Dinge auszuprobieren, aber es muss so klingen wie ich es haben will.

Vor kurzem habe ich Fabio ein Stück für sein Creative Source Label gegeben, für das ich noch einen weiteren Tune für die andere Vinylseite produzieren werden. Für manche klingt es wie Liquid, aber für mich ist es etwas anderes. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr von diesem eher ruhigeren Sound machen kann. Außerdem habe ich etwa 40 Jump Up Stücke auf meiner Festplatte, von denen aber nicht alle herauskommen werden. Man kann also alles von mir erwarten.

Ich möchte kein Label aufgedrückt bekommen, sondern es soll so sein wie zu den Zeiten als ich Co-Lab gestartet habe. Das bedeutet einfach frei zu sein und alle Styles produzieren zu können. Wenn du dir in den letzten anderthalb Jahren meine Myspace oder Facebook-Seite angeschaut hast war da hauptsächlich Jump Up zu finden. Ich habe mich auf diesen Sound so lange konzentriert und versucht zu perfektionieren, damit ich meine Stücke neben dem Sound von Original Sin oder Taxman spielen kann. Ich glaube, dass ich das getan habe um besser zu werden und um meine erlernten Fähigkeiten jetzt in den anderen Styles umsetzen zu können, genau so wie ich es mir vorstelle.

Du musst dich immer weiterentwickeln, wenn du das nicht tust, dann läuft etwas falsch. Ich denke einige Leute werden überrascht sein über den Neuro-Sound, den ich herausbringen werde. Also Noisia, passt auf (lacht)!

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Ein Stück von dir nennt sich Hockenheim. Magst du schnelle deutsche Autos?

Ich liebe schnelle deutsche Autos. Ich habe mir gerade einen 330er BMW gekauft und kann sagen, dass es das beste Auto ist, was ich je bessesen habe. BMW habe ich schon immer gemocht, der 330er ist bereits mein dritter.

Der Name für das Stück Hockenheim stammt übrigens nicht von der Rennstrecke, sondern von den Alufelgen die die Jungs damals immer in meiner Heimatstadt Colchester für ihre Autos und Rennen benutzt haben. Das kam mir dann irgendwann in den Sinn als ich das Stück gemacht habe. Es ist Lustig, weil mich sehr viele Leute wegen dem Namen auf das Stück ansprechen.

Interview: Jaycut

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