Drum and Bass aus √ñsterreich steht auch dank DJ DISASZT im internationalen Vergleich auf der Überholspur. Ende der Neunziger Jahre sammelte der in Wien lebende Daniel Fürst-Zoffel die ersten Erfahrungen als DJ und Partyveranstalter. Anfang 2000 beginnt er Musik zu produzieren und startet 2002 die eigene Eventserie „Mainframe„. Nachdem sich die Veranstaltungsreihe in unterschiedlichen Klubs besonders erfolgreich etabliert hat, gründet DJ Disaszt 2008 unter dem gleichen Namen sein eigenes Label. Als Zugpferd von Mainframe Recordings ziehen die starken Produktionen von Camo & Krooked die internationale Aufmerksamkeit auf das Unternehmen. Mit den über die Jahre entwickelten Beziehungen und Erfahrungen schafft es DJ Disaszt die gewonnene Topposition nicht nur zu festigen, sondern auch weiter auszubauen.
Du hast Dir mit Mainframe als Partyreihe und Label ein DnB Imperium aufgebaut, das mittlerweile weltweit einen guten Ruf besitzt. Muss man außer guten Künstlern, viel Ausdauer und Kreativität auch BWL Kenntnisse haben um den ganzen Berg an Arbeit bewältigen zu können?
Ja das stimmt, aber nachdem ich schon dreieinhalb Jahre meinen eigenen Klub geführt habe, ist das auch kein unlösbares Problem. Manchmal wünsche ich mir einen Klon, aber das wird noch länger dauern bis die Technik soweit ist.
Werden auf Mainframe weiterhin hauptsächlich Tracks von Künstler aus √ñsterreich veröffentlicht?
Eigentlich nicht, das war auch nie wirklich das Ziel. Gestartet haben wir mit einem Track von Mutated Forms, auf der 02 war dann auch Receptor aus Russland zu finden. Es geht uns mehr um die Qualität der Tunes, als um die Länderzugehörigkeit der Künstler.
Wie sieht Deine Zusammenarbeit mit Shimon für Audioporn aus?
Wir helfen uns gegenseitig sehr viel und schustern uns zum Beispiel Künstler zu, die möglicherweise gut zu dem jeweiligen Label passen. Alle zwei Monate bin ich für eine Woche bei Shimon im Studio, um gemeinsam an Tracks zu arbeiten. Uns geht es in erster Linie um die Freundschaft und den Spaß den wir gemeinsam haben.
Du hast mir auf dem Urban Art Forms Festival erzählt, dass Du dich jetzt auch um Neosignal kümmerst. Welche Tätigkeit übernimmst Du für das Label von Phace & Misanthrop und wird daraus auch eine künstlerische Zusammenarbeit resultieren, so dass beispielsweise Mainframe Künstler Tracks aus dem Neosignal Katalog remixen?
Ich werde das Labelmanagement von Neosignal übernehmen, so dass sie sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren können. Die Entscheidung was auf Neosignal releast wird, liegt eindeutig noch bei Flo von Phace. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es Collabos mit Body&Soul geben wird.
Wie viel Stunden Freizeit gönnst Du dir in der Woche?
So gut wie keine. Als einzige Freizeitbeschäftigung spiele ich Tennis, für einen Verein im 17. Bezirk. Den Rest der Zeit investiere ich für meine Leidenschaft: Das Auflegen, die Musik, das Veranstalten und für meine Frau und Freunde.
Was kannst Du uns über die DS Bootleg Serie erzählen?
Sehr viel, aber nicht hier. ;)
Was war der wichtigste Knackpunkt für Deine Karriere?
Das war 1996, als ich ein Tape in einem Lokal abgegeben hatte. Ich war der Meinung, dass es schlecht ist, deswegen hat es ein Freund für mich abgegeben. Eine Woche darauf wurde ich gleich gebucht. Das war ziemlich verrückt, da die Leute in dem Lokal alle Tische und Stühle zur Seite gerückt haben und bis zur Sperrstunde voll abgegangen sind. Da wusste ich: OK, da könnte mehr draus werden. Ein weiterer Knackpunkt war, als ich 2002 Shimon kennen gelernt habe. Es war quasi Liebe auf den ersten Blick.
Erzähl uns bitte etwas über die DnB-Szene in Wien.
Die Szene ist Groß und es finden ständig gute Partys statt. Die Qualität der DJ¬¥s und der Veranstaltungen ist auf einem hohen Level. Angefangen von guten Mixen, dem spielen neuer Lieder, vom Design bis hin zu den Visuals und der Abwicklung der Events läuft alles höchst professionell ab.
Was war der verrückteste Moment für Dich als Party Promoter?
Als DJ Hype unter die Bühne urinieren wollte. Seit dem mach ich ihn vor jeder Show darauf Aufmerksam, wo die Toilette ist. Das ist bei uns der Running-Gag schlecht hin, da ihn immer noch das schlechte Gewissen plagt. Verrückt war auch, als Total Science meine damalige Freundin abschleppen wollte. Es gab noch einen krassen Moment, als im Februar 2008 eine Mainframe Party mit über 2000 Leuten ausverkauft war. Draußen wollten noch circa 1000 Menschen mehr auf die Party kommen und ich musste auf den Zaun klettern um den Leuten zu verkünden, dass es keinen Einlass mehr gibt. Daraufhin wurde ich von über 500 Bier Bechern abgeschossen.
Was können wir dieses Jahr noch von Dir erwarten?
Ein Doppel CD Album inklusive einer Mix-CD, ein Release auf Viper und ein Release auf Audioporn. Ich werde eine Mix-CD-Serie starten und mich anderer Musik widmen, die über das Label Capital 20 Records vertrieben wird.
Wann wird „Time is ticking away“ die neue Nationalhymne und zieht die Queen bald nach √ñsterreich?
„Time is ticking away“ läuft bei uns kaum auf Partys. „Oh My Dear“ und „Vampires“ sind in √ñsterreich definitiv die Partyhymnen.
Vielen Dank für das Interview.
Interview: Oliver Lüddecke
Mainframe Recordings bei drumandbass.de Downloads
Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 12 (Juli 2010) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.
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