bassface sascha

In 2008 ging für den deutschen Drum-n-Bass-Pionier Bassface Sascha ein Traum in Erfüllung. Sein UK-Release „International Sound“ erschien auf Vinyl beim namhaften „Stereotype„-Label und bekam bigups und ‚Äöheavy rotation‚Äô von DJ Hype bis Bryan Gee und Andy C. Folge-Releases sind in Planung, daneben tüftelt Sascha für 2009 an einer Menge weiterer Projekte. Er will sein früheres Label „Smokin‚Äô Drum“ wieder beleben, plant ein neues Album und bringt seine vielfältigen Drum-n-Bass und Jungle-Skillz auch in anderen Genres an. Für sein erstes UK-Release und auch für weitere Veröffentlichungen zählt für ihn Vinyl als Gradmesser für ein „proper release“. Im Club spielt er mitterweile auf „Serato“. Headliner-Autor Franksen traf sich mit Bassface Sascha – um ein paar Platten für die Ewigkeit zu finden ‚Äì „3 Für Die Kiste“!

BASSFACE SASCHA – 3 HITS FÜR DIE KISTE:

1
RUFIGE KRU/ METALHEADS – „TERMINATOR‚Äù

(SYNTHETIC HARDCORE 1992)
[audio:http://www.hardtofindrecordsrecordstore.com/mp3/MR149337_1.mp3]

2
SPLASH – „BABYLON‚Äù
(DEEJAY RECORDINGS 1995)
[audio:http://www.hardtofindrecordsrecordstore.com/mp3/MR247944_1.mp3]

3
ORIGIN UNKNOWN – „VALLEY OF THE SHADOWS‚Äù
(RAM 1992)
[audio:http://www.hardtofindrecordsrecordstore.com/mp3/MR226462_1.mp3]

In letzter Zeit spielst Du vermehrt ausgewählte Old School Tunes in Deinen Sets, dabei warst Du ja lange als Dubplate-Don bekannt. Wie kam es dazu?

Ich droppe wieder gerne Old School, seit ich Teile meiner Plattensammlung in meine „Serato“-Ordner gezogen habe. Die Tracks rechne ich von der Originalgeschwindigkeit, die etwa bei 155-165 BPM liegt, auf 174BPM um. Das kann man so gut wie mit jedem Track machen, wenn der Tempo-Unterschied nicht zu groß ist. Bei der ersten Platte, die ich vorstellen möchte, ging das gut. Ich schaue auf den Plattenspieler, genauer gesagt das Serato-Interface. Das erste Stück heißt „Terminator“ und kam unter dem Projektnamen „Metalheads“ raus. Das weltbekannte Logo des späteren Metalheadz- Labels von Goldie gab‚Äôs hier erstmals zu sehen. Der Erfolg bewog Goldie 1992 zum Labelstart.

Was ist das Spezielle an dem Track?

„Terminator“ war für mich der erste darke Track, der so futuristisch klang, dass man ihn heute noch spielen kann ‚Äì gerade auch in Bezug auf die Abmischung, die Tiefe der Bässe und die Klarheit der Sounds. Der Tune war ganz weit vorne. Mich persönlich hat er durch seine Flächen am Anfang total geflasht.

Wann bringst du den Tune derzeit in Deine Sets ein?

Wenn ich etwas gebreakter spiele kann „Terminator“ die Brücke von neuen Tracks auf mehrere hintereinander folgende Old School Tracks sein. Das ist sozusagen der „Firestarter“. Manchmal mix ich den nur kurz an und ein, was bei dem Track auch schwierig sein kann, weil die traditionelle Bar-Folge nicht eingehalten wird.

Heute ist die Platte im Original eine Menge wert. Metalheadz hat auch 2007 einen groß Re-Release Run mit Tracks aus den 90ern gestartet, den Track hier gab‚Äôs aber nicht. Was hat für Dich Gewicht auf dem Markt als Künstler ‚Äì sowohl wenn es darum geht, selber zu releasen als auch au egephilosophisch?

Ich denke es macht Sinn, Tracks über jede mögliche Plattenform zu vertreiben, also auch als mp3-release oder auf CD. Ich selbst spiele „Serato“, weil es weniger wiegt, und ich so im Vergleich zu früher ein Vielfaches an Musik mitnehmen kann.

Aber als Artist geht dir nix über Vinyl!?

Das ist für Produzenten schon etwas Besonderes, noch Vinyl raus zu bringen. Der ideelle Wert eines physischen Releases ist hoch!

Also zum nächsten digitalisierten Vinyl!

Splash mit „Babylon‚Äù! Erschien 1995 auf Deejay Recordings, 2008 gab‚Äôs einen schwer am Original gehaltenen Remix von Trace‚Ķ und der klingt nicht viel anders. Das Original hat wohl den tiefsten Bass, den es bei einer Old School Platte gibt. Mich hat auch hier die Fläche am Anfang zusammen mit dem Mörder Drop geflashed. Das Ragga Sample ist natürlich auch für die Erscheinungszeit des Tracks styletypisch. Ich hab die Platte als Promo 1994 von Bryan Gee geschenkt bekommen, als ich mit ihm zusammen auflegte! Das Hundegebell darin ist unzählige Male in späteren Tracks verwandt worden und hat heute Trademark- Sound-Charakter.

Der Tune kann doch sicher auf dem Floor mit heutigen Tracks mithalten, obwohl die Szene heute ihre technischen Möglichkeiten in der Sound-Umsetzung um ein vielfaches potenziert hat. Wie kommt das?

Naja, es gibt halt Tracks, die von ihrer Idee und der Umsetzung damals einfach schon sehr weit vorne waren und so heute wieder einsetzbar sind. Der Vibe macht‚Äôs halt am Ende aus, und der hat sich abseits der Produktionsmöglichkeiten nicht geändert.

Du bist immer ein Reggae- und Ragga/Dancehall- Liebhaber gewesen, oder?

Ja, Reggae ist ziemlich unique!

Langweilig sagen die, die den Reiz der Wiederholungen im Riddim-Business nicht erkennen. Was würdest Du solchen Leuten entgegnen?

Ich persönlich  nde Reggae allein schon durch seine Effekte wie Delays, Reverbs und laserartige Sounds große Klasse, das hat was Experimentelles. Die Message ist oft klar zu verstehen und Patois ist eine sehr ausdrucksstarke Sprache. Man muss vielleicht einfach ein wenig über die Kultur und Geschichte dahinter erfahren.

Du bist 2009 weiter nebenbei im Reggae aktiv. Unsere Remix-Tätigkeit für Nosliw trägt bei Dir weitere Früchte, plauder doch mal aus dem Dubplate-Kästchen!

Also im März erscheint das neue Nosliw Album, da ist ein Track namens „Ihr könnt mir gar nix“ drauf. Dafür gibt‚Äôs denke ich einen Track mit Nosliw auf meinem Album, an dem ich arbeite, so war‚Äôs ausgemacht. Die Instrumentals sind von mir, und ich hab auch einen Track für Ronny Tretmanns neues Album gemacht.

Da gibt’s sicher was zu Schmunzeln! Spielst du die deutschen Vocals auch alle im Dance?

Ja, mach ich, wobei der Nosliw Track für mein Album mal kein D&B ist!

Du hast aber auch noch Origin Unknown mit „Valley Of The Shadows“ (Ram Recordings 004) mitgebracht. Was macht die Scheibe, die ja zu den großen und stilbildenden Classics zählt, besonders?

Ich kannte den Glockenverlauf von Origin Unknown von einer alten Broadcast-CD. Da war der mit diversen Tonfolgen schon drauf. Ich fand den Jingle an sich schon gross. Mit den tiefer gepitchten Beats und der stehenden Bassline von Andy C und Ant Miles wurde er hier voll auf den Punkt gebracht. Das hat hohen Wiedererkennungswert, genau wie der Track.

Das stimmt. Was ist eine Broadcast-CD?

Das ist ne GEMA-freie CD, die man zur Produktion von Radio- und Fernseh-Jingles verwendet.

Cool, wieder viel gelernt bei diesem Stammtisch. Ich danke fürs Gespräch, Sascha. Demnächst ist der Headliner zurück, mit mehr Tracks für die Ewigkeit.

Interview: Frank Eckert

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 08 (Mai 2009) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.

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