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Bei Critical Music werden die Artist-Zügel straff gehalten. Da kann nicht jeder dahergelaufene Produzent mit seinem in Kindesjahren lieb gewonnenen Spitznamen im Büro vorbeistolpern und auf ein Signing seiner Tracks hoffen. Denn auch in diesen eher subkulturellen Sphären der Musikbranche muss das Gesamtpaket schon stimmen und die Kleinkind-Nostalgie dem Business weichen. Das bekam auch der aufstrebende Matt Price aka Foreign Concept in 2011 zu spüren, als Kasra, der Mann hinter Critical, „Mob Justice“ von eben jenem Price in die Hände fiel. Denn Kasras Begeisterung beschränkte sich nur auf den Track als solchen und nicht auf das damals noch voller Stolz von Price ins Büro mitgebrachte Alias Mad Rabbit. Der Label-Boss bestand auf einen neuen Namen und Foreign Concept wurde geboren. Das kann einem nun etwas kleinkariert und gemein vorkommen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, können wir doch nur froh sein, nicht jedes mal beim Spielen eines Foreign Concept Tracks, Mad Rabbit lesen und an das fleischfressende Kaninchen aus Monthy Pythons „The Holy Grail“ denken zu müssen. Doch bei aller Ironie hat sich die Umbenennung für den 24 jährigen Londoner offensichtlich gelohnt, da er sich nun als festes Mitglied in der Critical-Garde sehen kann und mit der „Tag Team EP“ sein viertes Release auf dem Lieblingslabel ins Haus steht.

Beim Titeltrack „Tag Team“ ft. T Man setzt Foreign Concept erstmal auf Trademark und bringt diese retardierend, schleppenden Call & Response-Drum-Patterns ins Spiel, bei denen drei pumpende Kickdrums rufen und von zwitschernden Amen-Fetzen beantwortet werden. Zuletzt konnte mich dieses Prinzip bei seinem „Organiser“ Remix für SpectraSoul begeistern, verliert hier aber durch den extrovertierten Einsatz von gleißenden Pads und dem für mich fehlplatzierten bzw. zu vordergründig eingesetzten Rap von T Man an Wirkung. Umso schöner sind die grummelnden Oldscholl-Bässe in den dubbigen Instrumental-Passagen. Die hektische Stray-Kollaboration „Bang It“ lässt mir das Herz da schon etwas mehr aufgehen. So wunderbar rastlos rasen Hi-Hat, verzerrte Vocal-Samples, blubbernde Percussion und in Juke-Manier miteinander balgende Kick- und Snare-Drum über einen hinweg und ich fühle mich in meiner europäischen Glieder-Steifheit fast ein bisschen peinlich berührt.

„Paper Cha$er“ ft. Punchline ist dann allerdings interessant. Sogar in zweierlei Hinsicht, da ich erleuchtet feststellte, dass sich sämtliche Einträge der Google-Suche nach Punchline und Rapper, – egal ob Deutsch oder Englisch – mit dem Punchline-Rap beschäftigen, nicht aber mit dem Rapper Punchline aus New York. Dabei weiß doch jeder, ruft es jetzt schallend lachend von den Bäumen, dass Punchline zur Hip Hop-Crew eMC gehört und 2008 zusammen mit unter anderem Wordsworth das Album „The Show“ veröffentlichte und man das nun wirklich nicht googlen muss. Ich wusste es nicht… Aber Hip Hop ist hier schonmal das richtige Stichwort für den tatsächlich interessanten Teil. Denn „Paper Cha$er“ ft. Punchline ist in erster Linie nichts anderes als ein recht klassischer Hip-Hop Track, der, wie der Titel bereits Preis gibt, auch eine recht Hip-Hop typische Thematik behandelt. Nur die hin und wieder aufkeimenden und von Foreign Concept so heiß geliebten Amen-Sprösslinge weißen in Richtung Drum & Bass. Der Rap erinnert mich als Rap-Laien derweil ein wenig an Jay Z. Die ganze Chose gibt es dann auch noch als 32 Sekunden kürzeres „Radio Friendly Edit“, das mit einer Länge von immer noch 4:59 min nicht ganz ernst gemeint zu sein scheint und mich demnach mit seiner Mittelfinger in Richtung Radio-Richtlinien erhebenden Attitüde doch recht köstlich amüsiert.

Mit „Solid State Dreams“ bringt Price noch einen für ihn typisch, schwofend, knisternden Liquid-Entwurf auf die Tracklist und rundet das sonst eher breitbeinige Geschehen wunderbar soulig ab. Die EP erscheint am 05. August.