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Drum & Bass ist so groß wie noch nie“, zwitschert es doch zurzeit überall von den Szene-Bäumen. Ja und das ist doch wohl eine geradezu überfällige Verbesserung zu dem, was man sich über unser geliebtes Breakbeat-Baby in den 2000ern so alles anhören musste: Drum & Bass sei tot und Innovationen ihm so fremd wie die four-to-the-floor. Alles passé. Zum Glück! Doch während die meisten bei der einführenden Aussage ihre Finger auf Mainstream-Protagonisten wie Netsky, Chase & Status oder Camo & Krooked richten, scheint sich Drum & Bass auch abseits von Heavy-Rotation-Plays ansässiger Radio-Stationen und über den Globus verteilter Chart-Platzierungen wieder mit subkultureller Relevanz schmücken zu dürfen. Anlass für diese Behauptung ist die am 12. August auf R&S Records erscheinende Single „Move Way“ von dBridge und Skeptical, die das meines Wissens erste Drum & Bass Release des Techno-Kult-Labels markiert.

Nun ist die Verwunderung darüber gar nicht so groß, wie es der Techno-Kontext des ursprünglich belgischen Labels hinter Renaat Vandepapeliere zuerst vermuten lässt. Denn war R&S zwar in den 90er Jahren eines der wohl wichtigsten Labels in Sachen Techno und seine Diskographie kann heute mit Künstlern wie Joey Beltram, Aphex Twin oder Model 500 als eine Art Dokumentation dieser Zeit gehört werden, doch veränderte sich das Gesicht von R&S erheblich, nachdem es im Jahre 2000 eingestellt wurde und erst 2010 endgültig aus London mit neuer Besetzung weitergeführt wurde. Das britische Hardcore-Continuum rückte zunehmend in den musikalischen Fokus und heute kann sich R&S Künstler wie James Blake, Pariah oder Space Dimension Controller als Aushängeschilder vor die Label-Tür hängen. Von daher mag es eher eine logische Konsequenz als eine überraschende Wendung sein. Schließlich hat sich Drum & Bass in den letzten Jahren zunehmend zu einer bedeutsamen Größe im Bass-Music-Diskurs gemausert.

Doch auch soundästhetisch gliedert sich „Move Way“ geradezu brav in den geschichtsträchtigen Release-Katalog von R&S ein. dBridge und Skeptical übersetzen eine vor Deepness strotzende Dub-Techno-Atmosphäre auf 170 BPM und verlinken damit die Vergangenheit des Labels. Eine unaufhörlich harsch pumpende Bassdrum, ordentlich in dubbiges Reverb gehüllte Interview-Fetzen von Peter Tosh und hölzerne Industrial-Einlagen. Fantastisch!

[via Headliner]