syncopix

Syncopix ist eines der Aushängeschilder für deutsche Drum and Bass Produktionen. Mit zahlreichen Maxi-Veröffentlichungen auf bekannten Labels wie Hospital, Fokuz, BrandNu, Liquid V und Spearhead Recordings hat der sympathische Mann von der Alster internationale Aufmerksamkeit erlangt. Nach zwölf Monaten Produktionszeit präsentiert Syncopix endlich sein geniales Albumdebüt „Icarus“. Die dreizehn bisher unveröffentlichten Tracks reichen von jazzigen Stücken wie „Hope“, über progressive Tracks wie „Anonymus“ bis zu Rave-Hymnen wie Nightlistener. In der überraschenden Bandbreite der verwandten Stile spiegelt sich nicht nur Syncopix¬¥ Sichtweise des Drum and Bass wieder.

Was waren die wichtigsten Einflüsse für Dich während der Entstehungsphase von „Icarus“?

Für mich war vor allem eines wichtig: Das ich totale Freiheit habe, alles zu tun, um einen musikalischen Bezug zu meiner musikalischen Identität zu schaffen.
Ich höre sehr viel Musik und von überall her kommen die Einfluss-Quellen gesprudelt. Da ich 2007 eine Produktion mit dem Mojo Club in Hamburg laufen hatte, wollte ich in den Zwischenphasen neue Sachen ausprobieren, die nicht in den Rogue Soul- Kontext passten. Während sich das Rogue Soul Album auf vielerlei Samples stützt, und ich mich wesentlich dem liquideren Sound widmete, habe ich bei Icarus deutlich mehr synthetische Klangerzeugung missbraucht. Die Wiederkunft des Raves und die Energie die dort entsteht haben mich sehr beeinflusst. Zuletzt auch 80er Trash und -Filme, Progrock, Psychedelic und alles, was am Ende einer Nacht zum Absturz führt.

Hast Du Angst Dir die Flügel durch Übermut zu verbrennen? In welchem Zusammenhang zu Deinem Album siehst Du die Geschichte des Icarus?

Der simple Titel kam ganz plötzlich durch den Kopf geschossen. Ich hatte schon ein paar belanglosere Ideen, aber nach dem ich mein Geschichtsbuch gewälzt hatte, fand ich auch die Story wieder passend. Ich finde den griechischen Mythos des Fluges des Ikarus faszinierend. Die Tatsache, dass die Flügel, die sein Vater ihm gab schmolzen und er trotz Warnung alles tat was dagegen sprach, erinnert im modern-romantischen Sinne eher an Selbstmord als an Hochmut. Aber die Geschichte klärt uns tatsächlich über den „Hochmut-kommt-vor-dem-Fall-Faktor“ auf. Ich habe meine Erfahrungen gemacht und jeder sollte seine Grenzen irgendwann ausprobieren. Wenn man fällt soll man aufstehen und weitermachen. Das ist hier die Aussage. Das Album ist der Soundtrack dazu. Angefangen mit „Rising“ bis zum fertigen „Icarus“ sind es dreizehn Tracks, die alle sehr unterschiedlich sind, und den Flugverlauf beschreiben wenn man so will.

Das Album ist auf Deinem eigenen Label erschienen. In welchem Verhältnis steht die dadurch entstandene Mehrarbeit?

Mies! Hätte ich das zuvor gewusst‚Ķ so ein Album verlangt sehr viel und sehr genaue Arbeit. Hätte ich meinen Vertrieb Groove Attack nicht an der Seite, sähe es aber noch schlimmer aus. Herr Busch und Florian haben mir sehr geholfen meine Termine einzuhalten, was mir als Oneman-Show nicht gerade leicht fällt. Ich war froh, dass ich das Cover nach fast acht Wochen hatte. Die Zwischenzeit habe ich damit zugebracht, die Myspace-Seite für das Label und die Pressemappe an den Start zu bringen.

Wird es eine Release-Tour zum Album geben?

Es gibt viele Anfragen, und freue mich auf die Tour nach dem Sommer. Solar Penguin nimmt jetzt die Bookings entgegen… auch aus Zeitgründen.

Steht in Deinem Studio mehr analoges oder digitales Equipment?

In meinem Studio stehen ein heftig gepimpter PC und ein Mackie d8b digital Pult. Sämtliche Analoggeräte und Synthies habe ich über die Jahre durch gesamplet und mische alles am Rechner. Allerdings bin ich gerade mit dem Studio umgezogen und hab mein altes Tama Schlagzeug und ein Saloon-Klavier intern. Ich warte noch auf mein Rhodes… dann kann es losgehen.

Mit „Happy Happy Joy Joy“ hast Du 2004 DIE Hospital Hymne produziert. Bekommst Du immer noch Feedback für das Release?

Danke! Damals ja, jetzt nicht mehr, aber die Quater-Statements sehen gut aus. Neulich schrieb ein kleines Mädchen, dass ihr das Stück über den Liebeskummer geholfen hätte. Na dann, Prost! Ist das nicht toll?

Ist es im Drum and Bass Geschäft mittlerweile egal in welchem Land man wohnt und welche Sprache man spricht?

Ja. Das Monopol ist gebrochen. Es ist alles möglich. Ich habe vor 3 Jahren Leute in Italien und welche in Frankreich kennen gelernt. Die Russen sind auch total am Durchdrehen. Ich werde ein paar Tracks signen und ich verspreche eine hohe Qualität.¬† Allerdings gibt es auch viel unfertiges und trashiges Zeug auf dem Markt. Qualität wird sich immer durchsetzen.

Wenn es eine Drum and Bass Parade verglichen mit der Größe der Love Parade geben würde, hättest Du Lust die Rolle von Dr. Motte als Redner zu übernehmen?

Wenn mir einer den Text schreibt, ließe sich verhandeln. Ich fahr dann mit dem Liebespanzer durch Marzahn. Oder doch lieber mit dem Loveboat über die Spree? Ich glaube wir sollten erstmal wieder etwas mehr Love in die Köpfe der Leute transportieren.

Welche Stücke von Deinem Album werden auf Vinyl releast?

Disc Go!, Outside You, Nightlistener, Shrott, Chronos und Untitled

Vielen Dank für das Interview.

Words: Oliver Lüddecke

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 04 (Juni/ Juli 2008) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.

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