Deutsche Drum & Bass Labels gibt es zwar einige, die mit internationalem Gewicht sind aber immer schon eher rar gewesen. Es ist nach wie vor ein langer Anlauf nötig, um in UK akzeptiert zu werden. Dort, wo nach wie vor die Meinungsbildung für den globalen Erfolg residiert. Nach Jahren konsequenter Arbeit hat das Frankfurter Imprint Sidechain Music es geschafft. Mit einem Album, das die Welt nicht überhören kann: Audio Habitat & Mad Vibes „The Raising“ setzte im Frühjahr Zeichen. Den Sommer durch sendet das Label neue Basswellen aus, die in neue seismografische Tiefen führen!
Zwei Jahre braute der Longplayer – das erste, heutzutage durchaus risikoreiche Artist-Album auf Sidechain Music. Nicht allein meiner Meinung nach ein Zauberstreich der dark n dubby Sound-Culture. Zuvor versuchte Mad Vibes engagiert, oft aber auch frustriert, das Label zu internationalem Gewicht zu bringen. Mit starken Produkten, zweifellos… 12“s von Neuro-Darling Nymfo, Old Schoool Icon Digital, den französischen Funktastics aber auch Camo (ja, der von Krooked…) pflügte das Label die Weiten des Feldes namens Drum & Bass. Klasse Releases, die aber mitunter noch keine klare Soundsprache hatten, so, wie sie Mad Vibes sucht.
Mit extrem gutem Streamlining, aktiver Promo und Sounddesign einer eigenen Liga hat „The Raising“ aber das erschaffen, was bislang ausblieb. Ein in mauerdicke Bässe gegossenes Denkmal. So oder ähnlich. Schöner und nach wie vor nötiger Nebeneffekt: Kollektives Headnodding in UK! Das Album bekam Features auf den wichtigen Online-Kanälen wie kmag.co.uk, die BBC wie auch zahllose Pirate Radios droppten die Tunes, und die Big Name DJs von Doc Scott zu Basher, Optiv und Roller-Legende DJ Krust feierten die ausgefallen und ausgefeilten Album-Sounds.
Das weltweite D&B Netzwerk nahm gleich auf Breitband Notiz von den basslastigen Soundscapes aus den Tiefen des Sidechain-Universums. Basher will Tracks für sein Label, und die Maschinerie aus Audio Habitat und Mad Vibes rollt weiter durch pressvolle Festplatten… denn die Vier Gewinnt Truppe Audio Habitat legt so was von nach…
Das Material wird im Teamverbund gesichtet und ausgearbeitet. Nicht nur die Legende besagt, dass der Labelboss von den ersten Album-Artists und dem wichtigsten Act für das Hier und Jetzt, monatlich 10-20 Tunes und Skizzen erhält. Um sie, so darf man behaupten, gründlich zu untersuchen! Audio Habitat sind zu viert, das garantiert stetigen Input und somit Output. Daniel, Ersin, Alex und Blaine residieren zwischen Mannheim und Stuttgart und arbeiten nicht zwingend mit- sondern gerne auch nacheinander. Sprich, ein Beat geht in der Regel auf Reise von einem zum nächsten Schrauber, der dann Synths oder Flächen addiert, der nächste hat Bass oder FX parat und so weiter und so fort. So entsteht etwas äußerst gemeinsames, das aber eben nicht davon abhängt, dass alle vier Audio Habitat Mitglieder zum gleichen Zeitpunkt im Studio sind.
Nach der Vorarbeit geht es ohnehin für die Skizzen und Tracks ab in ‚das’ Referenzstudio. Mad Vibes Mastering Suite ist Korrektureinheit und Sound-Schmiede zugleich. Der Meister wirft in der Regel eine Menge Ballast der Tracks ab, schält mit und für Audio Habitat die Kernidee heraus und… bläst sie heillos auf!
Nach dem Erfolg des Albums und wegen dem für alle konsequent wie ertragreichen Arbeitsvorgang, fokussiert sich Sidechain Music für 2013 denn auch exakt auf das Produkt Audio Habitat und Mad Vibes. Die digitalen Sidechain EPS 023 und 024 sind in den Startlöchern. Die 024 droppt im September, und hält sich weiter an die Vorgaben eines ganz speziellen, tollen eigenen Sounds. Tracks, in denn der Bass und die Drums zunächst alles können müssen: Melodik, Groove und Atmosphäre spendieren! Erst dann kommen die sparsamen, gleichsam cineastischen Soundscapes und Effekte, Vocal Snippets oder ähnliches. Das hier ist ganz sicher kein Loopshit, eher schon überrascht das Team mit non-linearen Arrangements, schweren, fühlbaren Atmosphären und Tricky Beats. Neuro kann das keiner nennen, obgleich es der Klientel sicher gefällt. Dazu kommt aber gern eine Vielfalt an Beats, die von dubby zu swingenden jazzy rides zu völlig zerklüftetem Bumm-Tschak à la Photek reicht.
Der Erfolg gibt dem Label derweil recht, und so verfolgt Mad Vibes die gefundene Linie als Produzent, Mastering Don, Label Mastermind oder DJ weiter. Er ist und bleibt dabei ein liebenswerter Dickkopf. Zumindest, wenn es um Sound geht (ansonsten ist er nur liebenswert). Im Sound gilt aber eine hartköpfige Linie bei ihm, im allgemeinen, wie im speziellen. Das allgemeine umfasst, sagen wir, die Philosophie aus Drum & Bass, also, an sich… was gehört da noch rein, Herr Mad Vibes? „Na ja, Drum, and Bass. Und das reicht doch auch, wenn dein Track gut ist.“
Das spezielle umfasst den den Sound Of Drum & Bass seines Labels Sidechain Music. Als Mastering Engineer, Frankfurter Jungle Pionier Number One und Producer ist seine Soundphilosophie einfach, nämlich… tadaaa… „keep it simple, keep it drum and bass“. Loadsofbassactually. Das ist dann der Zirkelschluß zum speziellen Falle. Sidcehain Music ist Bass Music! Und davon hat das Label für die Zukunft noch ein paar Kübel vorrätig!
Words: Franksen
Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung von Headliner Magazin.
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