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Der deutsche Drum and Bass Produzent N.phect ist durch gemeinsame Releases mit seinem Bruder Dizplay auf Labels wie¬† Basswerk, Protogen und Renegade Hardware bekannt geworden. Durch Artikel im britischen „Knowledge“ Magazin rutschte das Duo in den internationalen Fokus. Im Sommer 2006 erschien das Debutalbum „Beautiful Bytes“. Ihre gemeinsame Passion: Kluborientierte Drums und Cyberfunk-Basslines leben die beiden nach dem Umzug von N.phect von Köln nach Berlin jetzt alleine, aber genauso erfolgreich aus.

Hi! Wie geht es Dir?

Sehr gut, danke!

Dann kann ich Dich ja fragen, wie alt Du bist?

Hehe, ja noch. Ich bin 28 Jahre alt.

Hast Du vor oder nach dem Millenniumwechsel angefangen Dich mit Drum and Bass zu beschäftigen?

Noch davor, wobei ich die ersten drei bis vier Jahre im Stillen damit verbracht habe erstmal nur zu konsumieren. 2002 habe ich dann wirklich mit Produzieren angefangen. Aufgelegt habe ich zum ersten Mal 1999.

Welchen Sound hast du damals im Stillen gehört?

Ja, also vor meiner DnB-Zeit war ich schon eher ein Rocker mit Haarpeitsche und Ledermantel. Ich habe Sachen wie Korn, Deftones und so weiter gehört, aber auch Pat Metheny (70er LSD-Gitarren-Hippie) und Nils Petter Molvaer.

Würdest Du sagen, dass der Sound Dich heute noch beeinflusst?

Ja. Diese rohe Energie, aber auch die Soundscapes von Bands wie Pink Floyd sind immer noch sehr präsent.

Hast Du Dich jemals für Jump-Up interessiert?

Generell finde ich eine zu starke Einteilung in Stile schwierig, da es auch gleichzeitig immer eine Abgrenzung darstellt. Manche Elemente aus dem Jump-Up mag ich sogar lieber, als sich nur in einer Sparte auszutoben. Das ist so ähnlich wie mit Gewürzen: Zu viel Chili und dann brennt es einfach nur.

Was meinst du woher dieses Gehate gegenüber Jump-Up kommt?

Das ist ein großes Problem im DnB-Zirkus. Die Leute im Bereich Techno-Musik haben damit weniger Probleme. Im DnB gibt es ein sehr großes Streben nach dem Underground und dem damit verbunden ideologischen Ansatz anders zu sein und es zu bleiben. Das Internet mit den Millionen Foren bietet diesen Leuten, die zu sehr in Schubladen denken, ein Sprachrohr. Jump-Up ist Ringtone-DnB, Neuro ist für Kellerkinder, Deep für Studenten und Darkstep Fans ritzen sich die Haut auf und ersaufen die Katze des Nachbarn. Mit so einer Art zu denken, verbaut man sich enorm viel Raum. Kunst entsteht durch eine Kanalisierung verschiedener Inspirationen. Ich denke, dass es immer wieder Richtungswechsel gibt, so ähnlich wie bei den Jahreszeiten. Mit Künstlern wie Bad Company, Pendulum, Noisia, Spor nenne ich mal vier Acts, die immer ein bis zwei Jahre eine Art Schweif hinter sich hergezogen haben. Solche Peaks gibt es auch in allen anderen Sparten. Junge Leute kommen mit dem Sound in Berührung und ergattern sich erst einmal ein Mix von Spor. Bei mir war es 1999 ein Mix von Matrix – so wird das Spiel neu gemischt, wobei die Karten immer dieselben bleiben.

Wann bist Du von Köln nach Berlin gezogen?

Im Sommer 2006.

Wie ist Dein persönlicher und musikalischer Eindruck von beiden Städten im Vergleich?

Köln ist kompakter und hat viel mehr Crews.¬† Die DnB-Konkurrenz innerhalb der Stadt um gute Clubs & Bookings steigt so natürlich. Hier kann es Dir passieren, vor Leuten in einer Punk-Location zu spielen, weil nichts anderes frei ist und die Leute vor dem Pult nicht kapieren, was Du da machst.

Welches sind Deine Lieblings-Klubs in Berlin und in Köln?

In Köln liebe ich mein Vereinsheim, das Gebäude 9,¬† aber auch den Stadtgarten. Berlin hat dafür das elegante Watergate oder das Weekend. Wie gesagt, auf DnB fokussierte Klubs wie das Gebäude 9 gibt es in Berlin nicht, nur das Icon bietet ein sehr dichtes Programm.

Meinst Du, dass die After-Hour Feiergewohnheiten der Techno-Gemeinde mal auf die DnB-Szene überschwappen könnten?

Je nach Nation tun sie das. In Russland oder Slovenien kennt man nur den Zeitraum zwischen Freitagmittag und Montagmorgen.

Erfährst Du international mehr Aufmerksamkeit als im eigenen Land?
Wenn ich das an der Anzahl der Gigs festmache auf jeden Fall.

In welchen Ländern hast Du bereits gespielt?

Mehrmals durch Europa hin und zurück, USA, Kanada, Sibirien‚Ķ

Da hast du ja schon viel von der Welt gesehen. Wo würdest du am liebsten leben, wenn du es dir aussuchen könntest?

Amsterdam hat was Tolles. Allerdings nicht wegen der Verwöhndamen oder dem Drogenproblem.

Seit zwei Jahren produzierst Du nicht mehr gemeinsam mit Deinem Bruder Dizplay. Woran liegt das?

Wir haben 2006 beschlossen unsere eigenen musikalischen Wege zu gehen. Er hat einen zeitintensiven Job und ich die Uni. Die Entfernung zwischen Köln und Berlin ist auch sehr groß und wir hatten keine Lust auf Internet-Zusammenarbeit. Es lag aber nicht an der menschlichen Komponente, wir verstehen uns immer noch blendend.

Was können wir in der nahen Zukunft von Dir erwarten?

Es werden einige Co-Produktionen mit Black Sun Empire erscheinen.

Vielen Dank für das Interview.

Sehr cool, ich danke!

Words: Oliver Lüddecke

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 06 (November/ Dezember 2008) des Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.

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