london elektricity

Tony Colman aka London Elektricity ist der Chef von Hospital Records. Gemeinsam mit seinem Partner Chris Goss kümmert er sich um das interessante und innovative Output dieses Top Drum and Bass Labels. Wir sprachen mit dem genialen Produzenten, stolzen Vater und Mastermind der beliebtesten Drum and Bass Band „London Elektricity“.

Wie geht es Dir heute?

Ich bin glücklich! Ich habe gestern mein neues Album fertig bekommen.

Was bedeutet Hospital Records für Dich?

Um ehrlich zu sein: Ich bin verdammt stolz. Ich bin stolz auf alle unsere Künstler. Ich entwickele ihnen gegenüber schon Vatergefühle, alt genug bin ich ja.

Wie würdest du Euer Label im Vergleich zu anderen beschreiben?

Ich kann uns nicht mit anderen Labels vergleichen. Wir arbeiten so hart wir können und haben genug Talent und Erfahrung um gute Entscheidungen zu treffen. Manche sind natürlich auch total daneben.

Kannst Du uns bitte erzählen, was Du beispielsweise an einem Donnerstag wie heute bisher gemacht hast?

OK – Um sechs Uhr dreißig habe ich meinem achtzehn Monate alten Sohn mit Haferbrei gefüttert. Dann habe ich gefrühstückt und etwa eine Stunde lang mit ihm gespielt. Wir haben Hoppe Hoppe Reiter gespielt, das war gut zum Start in den Tag. Anschließend war ich beim Friseur und dann bin ich mit meinem Auto zum Audi Händler gefahren und habe mich lautstark beschwert, weil mir das Auto nach der Inspektion schmutzig zurückgegeben wurde. Nach meinem Lunch im „Cafe Jasmine“ bin ich ins Büro und habe an unserem Veröff entlichungskatalog gearbeitet. Dann kamen auch schon meine frisch von Masterpiece geschnittenen Dubplates für mein Set morgen bei der „Hospitality“. Jetzt bin ich gerade bei dem Interview hier.

Wie viele Menschen arbeiten zur Zeit für das Label?

Wir haben sechs Vollzeitkräfte und zwei interne Mitarbeiter.

Die Deutschland Tour 2006 war sensationell. Wird es mit „London Elektricity“ als Live- Band weitergehen?

Die Tour war 2005 ! Viele Menschen können es gar nicht glauben, dass es drei Jahre her ist das wir das letzte Mal Live gespielt haben. Mein Leben ohne die Band ist wesentlich einfacher. Es ist unmöglich sich mit einem minimalen Tour-Budget um acht Personen zu kümmern. Ich habe keine Ahnung wie wir das hinbekommen haben, aber ich bin verdammt glücklich, dass wir es gemacht haben. Ich habe mir selbst versprochen das nie wieder zu machen das hat mich physisch zu sehr mitgenommen, das möchte ich nicht noch einmal erleben.

Wie waren für Dich die Erfahrung an einem Studioalbum wie „Billion Dollar Gravy“ und einem Livealbum wie „Power Ballads“ zu arbeiten?

Bei meinem ersten Album Billion Dollar Gravy“ habe ich mit Reason gearbeitet. Bei „Power Ballads“ habe ich Cubase benutzt. Die Prozesse waren sehr ähnlich. Für „Power Ballads“ hatte ich allerdings viel weniger Zeit, da das komplette Album während der Tour fertig werden musste. Ein Live Album ist eigentlich sehr einfach ‚Äì du nimmst jeden Gig auf, wählst die besten Parts aus und sitzt danach wochenlang am Rechner um den Klang zu perfektionieren. Es ist nervenaufreibend jede Snare zu normalisieren die der Jungle-Drummer in einem Set spielt. Bei einer Aufnahmezeit von einer Stunde sind es doch sehr viele.

Du hast zu Beginn des Interviews von Deinem neuen Album gesprochen. Erzähl bitte ein bisschen mehr.

Mein neues Album soll „Syncopated City“ heißen und erscheint im September.

Viele Leute fragen sich,was aus Liquid Drum and Bass geworden ist. In den ersten Jahren von Hospital Records hat sich fast alles um den souligen, schönen Sound gedreht. Heute erscheinen viele Tracks mit sehr hart klingenden Drums. Was sagst Du dazu?

Über die letzten fünf Jahre hatten wir viel mehr tanzflächenorientierte Musik veröffentlicht. Aber du hast mein Album noch nicht gehört ‚Äì es ist überhaupt nicht für die Tanzfläche produziert. Ein Album nur zum Hören!

Ihr habt gerade ein neues Label mit dem Namen „med school‚Äù ins Leben gerufen. Was können wir auf dem neuen Label erwarten?

Ich liebe Medschool. Es ist eine Plattform für düsteren, technologischen Sound. Wir versuchen hier auch neue Künstler wie Martsman aus Karlsruhe oder Randomer aus London zu pushen. Wir sehen Medschool als ein langlebiges Projekt und nicht als eine Eintagsfliege neben Hospital.

Mit der „Hospitality“ Veranstaltung in Berlin hatte man auch in Deutschland die Chance die originale Hospital-Extravaganz zu erleben.
In welchen Ländern veranstaltet ihr weitere „Hospitalities“?

In China, Japan, vielen englischen Städten und dann haben wir noch verschiedene Einzelveranstaltungen in Europa.

Vielen Dank für das Interview.

Interview: Roland Bogdahn

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 04 (Juni/ Juli 2008) des¬†Headliner Magazins veröffentlicht und erscheint mit freundlicher Genehmigung.

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