Seit ihrer ersten Stunde produzieren Stuart Maxwell und Patrick Hawkins aka State Of Mind einen extrovertierten Drum & Bass für die großen Hallen. Ein Sound, der keine Kompromisse kennt, niemals weniger als den ganzen Kuchen möchte und seinen Anhängern vollen Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute abverlangt. Hyperaktive Stroboskop-Blitze und von der Decke tropfendes Kondenswasser meißeln sich wie von selbst vor das geistige Auge, wenn Tracks wie „Mr. Cover Up“ oder „No Operative“ in den heimischen Gefilden irgendwie deplatziert wirken. Die brutalen Tracks zwischen Neurofunk und Tech-Rave sind zu zornig, zu eigensinnig, als dass man sie auf der heimischen Anlage bändigen könnte. Sie wollen ausbrechen, wollen auf den Dancefloor losgelassen werden, ihn in ein 175 Bpm-Schlachtfeld verwandeln und auch den letzten Tropfen Euphorie aus den Poren der Feierwütigen saugen. Bei ihrem vierten Studioalbum „Eat The Rich“ bleiben die Neuseeländer ihrer Linie treu. Genre-Ausflüge und eine nach Konzept strebende Tracklist stehen nach wie vor nicht auf der Betriebsagenda des Produzentenduos. „Eat The Rich“ ist 14 Tracks pure Primetime, technisch beeindruckend stark produziert und kristallklar im Sound-Bild. Black Sun Empire waren offensichtlich ebenfalls begeistert und rissen sich das Werk unter ihren Blackout Music-Nagel, wo es am 31. März erschienen ist. Dem Release-Date des Albums ins Auge blickend schickten wir kurz vor knapp ein paar Fragen nach Neuseeland, die von Stuart beantwortet wurden. Leider – als spielten wir Stille Post – sind einige Fragen dabei nicht in der Form zurückgekommen, in der wir sie auf die Reise schickten und wurden gewissermaßen ihrer Tiefe beraubt. Eine ist sogar ganz abhanden gekommen oder wollte scheinbar nicht beantwortet werden. An welcher Stelle das passierte und ob Stuart die „echten“ Fragen überhaupt je gesehen hat, konnte nicht endgültig geklärt werden. Wir entschlossen uns aber einfach zur „Schwamm drüber“-Haltung. Was ihr im Folgenden lesen könnt, ist nun also die an uns zurückgesandte Version der Fragen und Antworten. Alles andere wäre ja auch Blödsinn.

Auch wenn es etwas langweilig sein muss, erzähl uns doch bitte wie ihr euch getroffen und wann ihr zu produzieren begonnen habt!

Grundsätzlich hat uns die Drum & Bass Szene in Auckland, wo wir leben, zusammengebracht. Wir sind zu den Gigs gegangen und fanden uns auf den selben After-Partys wieder. Es stellte sich heraus, dass wir beide produzieren und wir beschlossen, mal einen Track zusammen zu machen. Das ging sehr gut und wir machten einen weiteren. So ging das dann weiter und von einem Punkt an haben wir uns State Of Mind gennant.

Euer erstes Release „Sunking“ auf CIA ist gleichzeitig euer bekanntestes. Fühlt es sich nicht etwas komisch für euch an, dass alles darauf Folgende nicht genauso bekannt geworden ist?

Ha, das klingt als wären wir gewissermaßen nutzlos, meinst du nicht? Nein, es stört mich nicht wirklich. ‚Sunking‘ war ein großartiger Tune, aber er ist auch schon zehn Jahre alt. Wenn die Leute meinen, alles mit diesem vergleichen zu müssen, dann sollen sie das von mir aus tun. Tatsache ist, dass wir solch einen Tune heute nicht mehr schreiben würden, weil es nicht mehr das ist, was uns heute begeistert. Wir spielen das Stück so gut wie gar nicht mehr. Auf großen Festivals vielleicht mal. Aber unser Sound ist gewachsen.

„Eat The Rich“ ist euer viertes Studioalbum. Denkt ihr, es ist das beste Werk, das ihr je gemacht habt?

Es ist auf jeden Fall das schwerste und technisch anspruchsvollste. Ein anderer Interviewer bezeichnete es als ‚Career defining‘. Meiner Meinung nach ist es das beste seit unserer ersten Single.

Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet?

Etwas mehr als ein Jahr.

Warum habt ihr euch dazu entschieden, das Album bei Blackout Music NL und nicht auf eurem eigenen SOM Music Label zu veröffentlichen?

Es war Zeit etwas zu verändern. Vor kurzem habe ich entschieden – und ich bin mir gar nicht sicher warum eigentlich – dass ich keine große Lust habe, unsere eigene Musik bei SOM Music zu veröffentlichen. Ich wollte uns als Artists etwas von dem Label distanzieren und ein weiteres Release von uns auf dem Label fühlte sich schlichtweg langweilig an. Mit Black Sun Empire sind wir schon sehr, sehr lange gut befreundet und als das Thema aufkam, es bei ihnen zu veröffentlichen, ergriffen sie sofort die Chance. Blackout ist gerade sehr gut dabei und so ist es auch für uns ein guter Zug gewesen. Auf diese Weise mussten wir uns nicht mehr um Marketing, PR und Timelines kümmern, sondern konnten uns voll und ganz auf das Album konzentrieren.

So wie seine Vorgänger beherbergt auch „Eat The Rich“ ausschließlich Drum & Bass Tunes. Ist es euch wichtig, dass State Of Mind exklusiv für Drum & Bass steht?

Ich denke, wir können den Mixed-Genre-EDM-Kram den amerikanischen Dubstep-Jungs überlassen.

State of Mind - Eat the Rich

Was steckt für euch hinter dem Titel „Eat The Rich“?

Die schmecken besser als die Armen. Nein, im Ernst: Es ist ein Verweis auf die wachsende Ungleichheit und die ‚Gier-Kultur‘ im Westen. Die Leute mögen es nicht wahrnehmen, aber alles ist sehr stark nach rechts gedriftet seit den 80ern. All dieser Scheiß bezüglich der Trickle-Down-Theorie und dass die Reichen Jobs erschaffen würden blah blah blah…, wir hören es jeden Tag in den Medien und es sind alles große Lügen. So eine Vermögenskonzentration, wie wir sie aktuell haben, gab es in den letzten hundert Jahren nicht und es ist einfach nicht richtig. Ich denke, es ist besser, wenigstens eine kleine Botschaft zu haben als gar nichts zu sagen. Und wir haben die Möglichkeit, Menschen zu erreichen, also warum nicht?

„Black Raven“ ft. Sacha Vee klingt ein bisschen nach einer Radio-Produktion und es erinnert mich vom Vibe her ein bisschen an Maya Jane Coles. Was hattet ihr mit dem Track vor? Kennst du Maya Jane Coles?

Nein, ich kenne sie nicht und der Track ist auch nicht wirklich für das Radio gemacht worden. Sacha Vee ist seit einiger Zeit in Neuseeland unterwegs und eine Art Jazz-Sängerin. Sie war eine Finalistin bei ‚Voice Of Holland‘. Sie hat einen sehr eigenen Stil und wir haben bereits vorher mit ihr gearbeitet. Der Tune ist sehr düster und intensiv und insofern ganz anders, als der House beeinflusste Drum & Bass, der in den heavy rotations der Radio Stationen gespielt wird. Wenn er im Radio gespielt wird, cool. Wenn nicht, ist es uns aber egal. Wir haben den Tune nicht gemacht, um eine BBC A rotation oder einen top 20-Tune zu bekommen. Das haben wir bei unserem letzten Album versucht und wir haben es gehasst.

Camo & Krooked haben uns in einem Interview gesagt, dass sie es für sehr wichtig halten, während einer Album-Produktion keinen Drum & Bass zu hören, weil es sich gewissermaßen einschränkend auf die eigenen Stücke auswirke. Wie handhabt ihr das?

Dem stimme ich nicht zu. Wenn du ein Jahr lang keinen Drum & Bass hörst, wie zur Hölle sollst du dann im Kontakt mit der Szene bleiben und wissen was abgeht? Wir machen einfach Tunes, die wir gerne spielen und wenn sie nicht gut funktionieren, schmeißen wir sie wieder raus. Wenn wir sie drei Monate später immer noch mögen und es dem Label genauso geht, dann kommt er auf die LP. Für uns ist das keine Wissenschaft.

Ich gehe davon aus, dass ihr verschiedene musikalische Backgrounds habt. Wo liegen diese?

Wir haben tatsächlich sehr ähnliche Backgrounds. Wir mögen beide Bands wie Nine Inch Nails und Rock Musik im Allgemeinen. Ebenfalls wurden wir beide von „Inside The Machine“ von Bad Company zum Drum & Bass gezogen. Jungle hat uns beide noch nie interessiert.

Was für Musik inspiriert euch am meisten?

Schwer zu sagen. Wir hatten schon immer einen sehr harten sound, der meiner Meinung nach vom Rock kommt. Aber auch House, Hip Hop und Rap waren schon immer sehr wichtig für uns und aus diesen Bereichen samplen wir auch sehr oft.

Wie die meisten Musiker verdient auch ihr sicherlich das meiste Geld über eure Auftritte. Was haltet ihr von legalen Streaming-Plattformen wie Spotify und ihre Geldverteilung?

Da brauche ich gar nicht erst anfangen. Ich sehe keinen großen finanziellen Nutzen für einen Künstler, weil Spotify den ganzen Profit selber einstreicht. Es hilft sicherlich dabei dein Profil zu erweitern, aber selbst wenn du Daft Punk bist und einen Nummer 1 Hit schreibst, wirst du dir davon kein neues Haus kaufen können.