Anfang Juni ist das Debütalbum Mind The Future von Chris Truman aka Dose bei Commercial Suicide erschienen. Das Werk ist bevölkert von düsteren Drum & Bass-Tracks, die stark an die letzte Dekade des Genres erinnern. Der Neuseeländer produziert nicht um den heißen Brei herum, sondern bringt seine treibenden Bass-Entwürfe sofort auf den Punkt. Knarzende Bassline-Quaddeln und zornige Drum-Patterns sind die logische Folge. Wir nahmen das Album zum Anlass, dem Neuseeländer ein paar Fragen zu stellen. Leider wollte es uns via Skype einfach nicht gelingen, Chris Truman zu erreichen, und so sahen wir uns schlussendlich gezwungen, ihm unsere Fragen schriftlich zu schicken und die Zeit ins Land streichen zu sehen.

Soweit ich weiß bist Du in Neuseeland geboren, hast dann aber für einige zeit in London gelebt. Wie lange warst Du in England und was waren Deine Gründe für diesen Schritt?

Ich bin 2010 nach England gezogen und zurück nach Neuseeland im November 2012. Aktuell wohne ich in Auckland. Ich wollte einfach eine Veränderung in meinem Leben, neue Erfahrungen machen und auf neue Inspirationen stoßen. Das fühlt sich wie Urlaub an und ist gesund, nicht wahr? Im Leben geht es schließlich darum, so viele Erfahrungen zu machen wie nur irgend möglich. Insofern war diese Entscheidung die beste, die ich je getroffen habe.

Wann hast Du angefangen zu produzieren und wie kamst Du in die Szene?

Vor ungefähr 14 Jahren wurde ich zu einem Rave eingeladen und von da aus war es eine klare Sache. Die Musik faszinierte mich und ich wurde regelrecht besessen davon. Dazu gehörte dann DJing, Veranstalten und sicherlich auch das Produzieren.

Mind The Future ist bei Commercial Suicide erschienen. Wie kam es dazu?

Ich bin ein großer Fan von Commercial Suicide und Klute hat meine Musik schon immer unterstützt. Eine Promo meiner LP schickte ich jedoch an verschiedene Labels und die ersten Interessenten waren Friction und Teebee… aber wir hatten unterschiedliche Vorstellungen von dem Album und so kam es letztendlich nicht zustande. Ich bin sehr stolz auf das, was ich tue und deshalb auch stur, wenn es um meine Musik geht. Klute unterstützt mich da aber zu 200%. Er gab mir auch einen Stups, steigerte mein Selbstvertrauen und half mir damit, das Album fertig zu schreiben. Ich bin sehr dankbar, eine LP auf solch einem großen Label zu haben. Ein Traum wurde wahr.

Hat der Name Mind The Future einen persönlichen Hintergrund für Dich?

Es ist sicherlich persönlich. Es meint, dass du dich auf das fokussieren sollst, was du willst. Ich verbinde das mit dem Gesetz der Anziehung und solchen Dingen. Aber darüber hinaus ist jeder Track eine Erinnerung an eine Phase meines Lebens und insofern ist das Album eine Erinnerungslinie für mich.

Nach meiner Auffassung versucht das Album verschiedene Ausdrucksformen deines Produktionsspektrums zu repräsentieren. Insofern liegt der rote Faden eher auf einer sound-ästhetischen Ebene und nicht auf einer inhaltlichen. Mit anderen Worten, das Album erzählt keine Geschichte. Aus welchen Gründen hast Du das Album produziert?

Sicher, ich bin kein großer Musikhörer und um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht viel über Konzeptalben. Ich habe einfach versucht mich selbst musikalisch einzufangen und das mit einem hohen Grad an Variation darzustellen. Ich sehe keinen Grund darin, etwas zu sein oder zu schreiben, das ich nicht bin. Nur um der Sache Willen zu versuchen etwas Herausragendes zu sein, das führt zu nichts. Ich mag es einfach, das zu tun, was ganz natürlich kommt und ich bin sehr glücklich damit.

Was für Lieblingsalben hast Du?

John B – Catalyst; Bad Company – Inside The Machine und Digital Nation; Ed Rush & Optical – Wormhole und The Creeps… umso länger ich drüber nachdenken würde, umso mehr würden mir wahrscheinlich einfallen, aber das sind erstmal ein paar.

Dein Album erinnert mich an einen Drum & Bass, den ich vor 10, 12 Jahren sehr gerne gehört habe. Von Labels wie DSCI4, Renegade Hardware, BSE und vielleicht auch Virus. Ein Drum & Bass, der klar auf den Punkt gebracht ist, keine langen Intros, mächtig rollende Basslines, ein leicht verschwommenes Sound-Design, ein bisschen dreckig… Ist das der Stil, mit dem Du groß geworden bist, wo Dein Herz begraben liegt?

Exakt! Diese Zeit hat mich sehr stark inspiriert und beeinflusst und ich liebe noch immer diesen hypnotischen Drum & Bass. Ich mag industrial und repetitive Tracks, die dich die Zeit vergessen lassen. Da steckt viel mehr drin als in Tracks mit diesem „Wow-Faktor“, die sich alle vier Bars verändern.

Es scheint, als würdest Du sagen wollen: Redet nicht um den heißen Brei herum und macht Drum & Bass, besinnt euch auf das Wesentliche. Würdest du zustimmen?

Vielleicht. Aber ich würde eher sagen, mach einfach das, was sich natürlich anfühlt, was du genießen kannst und nutze die Ideen, die dabei entstehen. Folge deinem Instinkt.

Hörst Du viel Drum & Bass in deiner Freizeit?

Wenn ich mich nicht gerade auf einen Gig vorbereite sehr wenig. Ich würde gerne mehr hören, aber ich mag es, meinem Kopf eine Pause davon zu geben, damit die Ideen natürlich kommen und sich nicht aus anderen Tracks ableiten.

Was hörst Du sonst für Musik abseits von Drum & Bass?

Aktuell höre ich sehr viel House. Aber eigentlich auch alles andere. Da draußen gibt es Tonnen von guter Musik. Ich mag es einfach das Radio, Spottify oder andere Plattformen mir Dinge finden zu lassen.

DoseMind The Future ist bei Commercial Suicide erschienen.