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Die Management-Mühlen mahlen bei Chase & Status leider sehr langsam. Denn dieses hier nun endlich erscheinende Interview zu ihrem aktuellen Album – wie schnell aus „neu“ doch „aktuell“ wird… – „Brand New Machine“ führten wir bereits Ende September. Doch wie das bei Künstlern von solch einer Reputation wie Chase & Status üblich ist, muss das Gesagte noch einmal vom Management abgesegnet werden. Ja und das dauerte in diesem Fall eben jene gefühlte Ewigkeit. Geklappt hat das am Ende glücklicherweise doch noch und wir dürfen das Interview nun unverändert hier veröffentlichen.

Punkt 16 Uhr an einem grauen Septembertag. Mein Handy klingelt. Wie verabredet. Keine Minute später. Eine Frau mit starkem Londoner Akzent meldet sich, ob ich Chris sei und für das Interview mit Saul von Chase & Status bereit wäre. Sie ist freundlich, transportiert aber im Subtext ein latent genervtes „time is money“. Quasi vorbeugend, als wäre es meine Absicht, ihr die so kostbare Zeit zu stehlen. Möchte ich natürlich nicht und bejahe beide Fragen so kurz es geht. Es folgt eine Warteschleife, die mir von einem mir unbekannten Popsong angenehm gestaltet werden soll. Ich frage mich, ob hinter diesem Song wohl einst Chart-Hoffnungen eines Musikers standen, die nun hier in dieser Warteschleife auf dem ernüchternden Boden der Realität zerspringen. Statt Saul meldet sich erneut die namenlose Frau und erklärt, dass Saul noch nicht bereit sei und sie sich in wenigen Minuten erneut melden würde. Sie hält ihr Versprechen und ich bekomme Saul ans Telefon.

dnb.de: Wie geht es Dir?

Saul: Mir geht es gut, danke. Ich bin allerdings sehr müde. Das Album ist vor kurzem erst fertig geworden und seitdem war ich kaum zuhause, da wir ständig unterwegs sind. Ich bin wirklich müde und jetzt freue ich mich auf etwas Zeit für mich.

d: Wie viele Interviews hast Du heute schon gegeben?

S: Du bist der erste heute. Ich habe keine Ahnung wie viele ich noch geben werde. Wir werden sehen.

Trotz der schlechten und von großer Latenz geprägten Verbindung, die hin und wieder gar abbricht, kann Saul seine Erschöpfung kaum verbergen. „Brand New Machine“, das dritte Album von Chase & Status, scheint einem sehr knapp kalkuliertem Zeitplan zum Opfer gefallen zu sein, der nun an Sauls Reserven zu zerren versucht. Dabei ist doch dieses dritte Werk ein so wichtiges für Will und Saul.
Nachdem ihr erstes Album „More Than Allot“ auf Andy C´ Ram Records in 2008 die Marke 100.000 verkaufter Einheiten knackte und in weiten Teilen der Szene für offene Münder und verlegen ungläubige Blicke sorgte, meldete sich prompt Mercury Records bei Chase & Status. Das Tochterlabel von Universal nahm das Duo unter seine Fittiche und katapultierte ihr zweites Album „No More Idols“ auf die 2 der britischen Charts. Doch wie das Erfolg so an sich hat, lässt es sich auf ihm schlecht ruhen und der Druck, der auf „Brand New Machine“ als zweites von Major-Hand realisiertes Album liegt, ist groß. Können sie ihr Level halten? Werden sie weiter in der Major-League spielen? Hat der Erfolg negative Auswirkungen auf ihren Output?

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d: Vor zehn Jahren kam Euer erster Tune „Like This“ auf Vehicle raus. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

S: Ja, zehn Jahre, eine Dekade lang veröffentlichen wir nun schon Musik. Wir haben das gar nicht wirklich realisiert, dass es schon 10 Jahre sind, bis uns die Leute in Interviews danach gefragt haben. Wir haben vorher gar nicht darüber nachgedacht. Es ist eine große Leistung und wir sind sehr stolz darauf. Es gibt nichts größeres für uns, als dass wir unsere Leidenschaft für Musik ausleben und unsere Stücke für die großen Hallen produzieren können. Da sind wir wirklich sehr stolz drauf. Aber wir wollen und dürfen uns nicht auf die faule Haut legen. Es gibt noch viel zu tun. Wir blicken stets in die Zukunft.

d: Hat sich für Euch denn etwas verändert, seitdem ihr mit einem Major-Label zusammenarbeitet?

S: Nicht viel, nein. Als wir 2009 auf einem Major Label gesigned wurden, hatten wir ja bereits 100.000 verkaufte Einheiten von „More Than Allot“ auf einem Independent Label. Wir mussten also nicht das tun, was andere Künstler tun müssen, um an große Verkaufszahlen zu kommen. Die Sache hinter dem Signing war, dass wir uns nicht sagen lassen wollten, was wir zutun haben. Und da ist das Label sehr, sehr gut mit uns. Sie haben das so akzeptiert und wir konnten auch weiterhin uneingeschränkt unser Ding machen. Das funktioniert dankbarer Weise sehr gut für uns.
Aber natürlich sind mit einem Major-Label andere Erwartungen verknüpft. Der Hype ist ein ganz anderer und es werden andere Leistungen erwartet. Aber wir arbeiten hart und es macht für uns letztendlich keinen Unterschied, ob wir für ein Independent Label oder für Mercury arbeiten.

d: Seit einiger Zeit spielt ihr Live-Sets in großen Hallen und Konzertsälen auf der ganzen Welt. Was ist der Unterschied einer solchen Show zu einem DJ-Set für Euch als Künstler?

S: Das ist ein sehr großer Unterschied! Wenn wir live spielen, spielen wir jede Nacht die selben Tracks in derselben Reihenfolge. Du kannst nicht einfach andere Tunes hier und da einbauen, wie es dir gerade passt. Und vor allem ist es alles deine eigene Musik.
DJing ist eine viel persönlichere Sache. Das sind nur ich und Rage und die Leute im Club. Überhaupt funktioniert Club-Musik ganz anders. Dahinter steht die Frage, wie welche Tunes gemixt werden, du jagst dem Vibe hinterher, man spielt die Tunes anderer Künstler, alte Tunes, neue Tunes, Klassiker… Dabei spielen ganz andere Fähigkeiten eine Rolle. Wenn du aber mit einer Band auftrittst, geht es um die Einheit, um das „Wir“-Gefühl. Man arbeitet zusammen, um die best mögliche Show zu bieten. Clubbing ist da eine ganz andere Sache, die nicht mit einem Live-Set zu vergleichen ist.
Inzwischen geht das bei uns aber Hand in Hand. Wir spielen unsere eigenen Stücke sowohl live, als auch im Club. Natürlich ist es zu der eher intimen Atmosphäre des Clubs eine ganz andere Erfahrung, die Stücke live auf einer großen Bühne zu performen. Wir genießen das sehr.

d: Denkt ihr beim Produzieren neuer Stücke daran, ob sie in Eurem Live-Set funktionieren könnten?

S: Das ist eine interessante Frage, weil „Brand New Machine“ viel mehr Club-Bass orientiert ist. Es sind weniger Gitarren auf dem Album und ist dadurch viel clubbiger als „No More Idols“, das sehr stark auf unsere Live-Show ausgerichtet war. Wir haben das aber nicht bewusst heruntergefahren, sondern machen einfach die Musik, die wir gerade mögen und die uns aktuell beschäftigt. Dennoch funktionieren die Stücke sehr gut in unserem Live-Set. Ich denke, wir haben da einen sehr guten Mittelweg gefunden, so dass unsere Stücke sowohl live als auch in einem DJ-Set funktionieren.

„Brand New Machine“ enthält auf den ersten Blick keine Überraschungen. Die Mainstream-Marschrichtung bleibt klar vorgeben und die vielen Features erinnern an die Chart orientierte Tracklist des Vorgängers. Doch auf den zweiten Blick ist „Brand New Machine“ wesentlich introvertierter, bodenständiger und wirkt nicht so aufgedreht wie es bei „No More Idols“ noch der Fall war. Weg vom rockistisch angehauchten „auf die 12“-Sound, hin zu Beat fokussierten und retardierten Club-Tracks, die zwischen Trap, Hip Hop, Garage und Drum & Bass ihre innere Mitte zu finden scheinen. Das Ganze unter einem 90er Jahre geprägten Breakbeat-Stern stehend. Auch bei den Features scheinen Will und Saul eine etwas andere Rolle eingenommen zu haben und setzen statt Staraufgebot lieber auf viele noch unbekannte Künstler. Sie sind jetzt die großen, stehen mit beiden Beinen fest im Business. Sie brauchen keinen Support mehr. Sie sind der Support.
Klar hat „Brand New Machine“ seine Hymnen wie „Count On Me“ ft. Moko. Klar hat es die großen Stars wie Major Lazer und Pusha T an seiner Seite. Doch selbst bei diesen Stücken liegt der Fokus klar auf Chase & Status. Sie mögen es eben Hits zu schreiben. Haben sie ja schon immer getan. Nur werden sie jetzt auch außerhalb der Subkultur als diese wahrgenommen.

CHASE & STATUS – COUNT ON ME ft MOKO from Charlie & Joe on Vimeo.

d: Auf „Brand New Machine“ habt ihr neben etablierten Künstlern wie Diplo oder Pusha T auch mit noch weitgehend unbekannten zusammengearbeitet. Was kannst du über die Zusammenarbeit sagen?

S: Zu den bekannten Künstlern, die wie wir auf dem Album gefeatured haben, pflegen wir eine sehr gut Beziehung auch außerhalb der Musik. Es ist nicht so, dass wir nach großen Namen suchen und ihnen dann eine Email schicken. Wir kennen uns schon lange und es herrscht einfach ein guter Vibe zwischen uns. Aber wir lieben es auch mit neuen Talenten zu arbeiten. Es ist sehr spannend, zu sehen, wie sie an die Dinge herangehen und wie viel Leidenschaft sie in die Arbeit hineinstecken. Es ist ein gutes Gefühl, eine Rolle auf ihrem Weg zu spielen und ihnen zu der verdienten Beachtung zu verhelfen. Das ist etwas sehr Besonderes und ein großes Privileg für uns.

d: Inwiefern beeinflusst die Arbeit mit solch großen Künstlern wie Major Lazer oder Pusha T den typischen Chase & Status Sound?

S: Der Sound ist eigentlich derselbe. Denn wir machen ja unser eigenes Ding. Wir bekamen sehr coole Parts und Vocals von den Jungs von Major Lazer, die wir dann mit unseren eigenen Ideen und Vorstellungen vereint haben, und Pusha T bringt bei „Machine Gun“ eine sehr aggressive Stimmung mit ein. Aber da herrscht wie gesagt auch einfach ein guter Vibe. Wir mögen es sehr gerne, Künstler aus verschiedenen Bereichen und Genres mit einzubinden, die wir persönlich kennen und schätzen.

d: Habt ihr denn persönlich mit ihnen im Studio gearbeitet?

S: Wir haben nur über das Internet gearbeitet. Wir hatten einen sehr stressigen Tour-Sommer. Aber ich habe Pusha T letzte Woche in Amerika gesehen und dann spricht man natürlich auch über die gemeinsamen Projekte.

d: „Brand New Machine“ klingt nach einem großen 90s Revival. Breakbeat, Hip Hop, Trip Hop, Garage… Ist das mal abgesehen vom Drum & Bass der Sound, wo ihr herkommt?

S: Ja das stimmt. Es basiert auf einem 90er Jahre Sound aus Bristol. Portishead, Massive Attack, aber auch Drum & Bass Acts wie Goldie oder Bukem. Genau da kommen wir her. Das waren Acts, die uns dazu gebracht haben selber Musik zu machen. Sie waren eine sehr große Inspiration für uns. Zu solch einem Sound sind wir damals raus in die Clubs gegangen. Und genau darum sollte es bei dem Album gehen, was uns damals dazu gebracht hat, selber Musik zu machen. Insofern sind sehr viele 90er Einflüsse zu hören. Es ist, als schaue man auf die ganze Dekade zurück, auf ihre Mode, ihren Sound, ihren Vibe, ihre Musik… Als ob man in der Zeit zurück geht und Andy C zum ersten mal „31 Seconds“ spielen hört. Da kommen wir her und das sollte nun „Brand New Machine“ sehr stark prägen. Wir sind nicht schon immer die Band, die Big-Tunes produziert und mit ihren Alben in den Charts steht. Damals haben wir Underground-Musik produziert und waren sehr stolz, als diese auf Vinyl veröffentlicht wurde. Inzwischen haben wir die ganze Welt bereist, haben in kleinen Clubs und auf großen Bühnen gespielt…, aber bei uns steht noch immer die Leidenschaft Musik zu machen an erster Stelle.

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d: Hast du zufällig „Retromania“ von Simon Reynolds gelesen?

S: Nein, das kenne ich nicht.

d: Reynolds stellt die These auf, dass Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen könne. Es geht darum, dass Pop-Musik sich nicht mehr neu erfinde, sondern nur noch aus ihren vergangenen Stilen schöpfe. Das finde ich auf euren starken 90er Einfluss bezogen sehr passend. Wie denkst du darüber?

S: Ja, das ist sicherlich richtig. Alles kommt wieder zurück. Vor ein paar Jahren ging es überall um die 80er. Nun sind es die 90er. Und in ein paar Jahren kommen dann wahrscheinlich die 2000er. Jede Dekade wird wiederverwertet. Und das gilt für die gesamte Popkultur. In der Musik spiegelt sich eine Mode wieder. So wie in UK z.B. gerade alle so rumlaufen wollen, wie in 1995. Wenn du auf die Klamotten schaust, heißt es Back to the 90s. Und ich bin mir sicher, dass es in ein paar Jahren auf die Mode der 2000er Jahre wechseln wird. Ich selber hatte vor ein paar Jahren die Phase, in der ich sehr von den 60er Jahren begeistert war. Von der Mods Bewegung. Ich habe mich angezogen wie ein Mod. Und nun, ein paar Jahre später, trage ich keine Hüte mehr, kein Fred Perry mehr, kein Ben Sherman. So war ich in dieser Zeit. Und jetzt fühle ich die 90er und ziehe mich auch so an. Und ja, die Pop-Kultur ist von seiner Vergangenheit abhängig. Denn in der Vergangenheit liegen die Referenzen, dort liegt die Quelle der Inspiration. Auf welcher Basis kannst du sonst Musik machen und beurteilen? Woran kannst du sonst festmachen, was es für Musik ist, wenn nicht an der Vergangenheit?

d: Neben dem 90er Jahre geprägten Sound-Design, widmet ihr euch auch neueren Stilen wie Trap. Was hat es Deiner Ansicht nach mit diesem aktuellen Trend auf sich? Oder ist er gar schon wieder vorbei?

S: Trap ist ein schon sehr lange existierendes Phänomen. Die Ursprünge liegen in den frühen 90ern. Es basiert auf der Chopped & Screwed-Technik, arbeitet mit herunter gepitchten Beats und kommt aus dem Süden Amerikas. Dennoch ist es eine riesige Bewegung aktuell und viele Leute bringen unglaubliche Tracks heraus. Es ist gewissermaßen der Hip Hop, zudem die Leute in den Clubs tanzen. Es ist auch sehr spannend, weil in diesem Zuge die Genre-Grenzen noch stärker verschwimmen und inzwischen überall alles läuft. Dubstep, Drum & Bass, Trap, Juke… Dass es noch ein großer Trend ist, würde ich gar nicht sagen, weil es ja schon wieder überall im Radio läuft. Aber ganz davon ab, sehe ich die gesamte Musikszene in einer sehr guten Verfassung.

d: Das Interview ist für drumandbass.de. So mag sich der ein oder andere wundern, warum wir dieses Interview überhaupt führen, da „Brand New Machine“ gerade mal zwei Drum & Bass Tracks beherbergt. Was bedeutet Dir dieses Genre nach all dieser Zeit und Eurem großen Erfolg?

S: Es ist mir sehr wichtig.. Drum & Bass und Jungle sind einfach alles für mich. Wir sind im Laufe der Zeit durch verschiedene Genres gegangen. Haben Hip Hop, Garage oder Dubstep produziert. Aber Drum & Bass war eine sehr lange und intensive Zeit. Und deshalb hast du auch die Tracks auf der Platte. So wie „Breathing“, den Fabio sehr gerne spielt, und „Alive“, den wir fürs Radio gemacht haben, oder den „Gangsta Boogie VIP“ mit einem heftigen Hip-Hop Intro, der aktuell von Andy C, Noisia, Hype und vielen anderen gespielt wird. Insofern machen wir nach wie vor Drum & Bass und unsere Tunes werden auch nach wie vor in den Clubs gespielt. Wir sind stolz, die Drum & Bass-Fahne tragen zu dürfen und unsere Tracks sind eine Hommage an Andy C und Goldie, ohne die wir heute nicht hier wären.

Es wirkt fast ein bisschen rechtfertigend, wenn Saul von den Erfolgen innerhalb der Drum & Bass-Szene spricht, und er scheint die Antworten nicht zum ersten mal gegeben zu haben. Rechtfertigen muss er sich aber eigentlich gar nicht. Denn wenn wir mal ehrlich sind, hat der nach vorne gehende Chase & Status-Drum & Bass auf „Brand New Machine“ nichts verloren, wäre gewissermaßen ein Offtopic. Und so steht „Breathing“ ft. Bo Saris als sich eingliedernd seichter Liquid-Tune mit poppiger aber angenehmer Gesangslinie recht alleine auf weiter Tracklist-Flur. Denn „Alive“ ft. Jacob Banks klingt wie ein alberner Abklatsch von Alex Claire, den sich Will und Saul nun wirklich hätten sparen können. Und dass gerade der fürs Radio produziert wurde, macht die Sache auch nicht besser. Der angesprochene „Gangster Boogie VIP“ ist leider nicht auf dem Album.
An dieser Stelle werden wir von der Label-Dame unterbrochen. Eine Frage dürfe ich noch stellen, da bereits der nächste Journalist in der poppigen Warteschleife hänge. So läuft das eben in der Major-League. Ich war dennoch nicht darauf vorbereitet und stelle die erste mir in den Kopf schießende Frage.

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d: Du hast mal gesagt, du wärest stolz Brite zu sein und britische Musik zu machen. Meinst du es ist notwendig in England zu leben, um britische Musik zu machen.

S: Ja, ich bin stolz Engländer zu sein. Es ist mein zuhause, hier komme ich her. Von hier kommt die ganze Musik. Hardcore, Drum & Bass, Dubstep, Garage… Das alles kommt aus UK. Hier ist die Geburtsstätte und das ist der Place to be. Es ist sehr wichtig für mich und ich liebe es nach hause zu kommen. Es macht mich glücklich, dass ich stolz sein kann, so wie du vielleicht stolz bist, in Köln zu leben.

d: Ich möchte das auch gar nicht in Frage stellen oder kritisieren, dass du stolz bist. Aber denkst du es ist notwendig in der heutigen Zeit in England zu leben, um englische Musik zu machen, oder ist es nicht egal, wo man herkommt?

S: Na ja, wenn du z.B. den Dubstep aus Amerika hörst, der klingt nicht so wie der aus England in den letzten 5 Jahren. Es ist ihre Interpretation der Musik. Es mag etwas beleidigend sein, aber die Musik kommt aus einer anderen Quelle. Sie haben unglaubliche Musiker und Produzenten. Rob Swire z.B. macht mit die unglaublichste Musik und sie ist unglaublich gut ausproduziert. Er kommt aus Australien. Also ist es egal, von wo aus du die Musik machst. Sie kann von überall unglaublich werden. Aber ich denke, unsere Musik klingt britisch, wir sehen britisch aus, alles drum herum ist britisch. Und ich denke das ist bei einem Artist aus Chicago oder sonst wo anders. Sie haben ja ganz andere Roots und darum geht es ja auch in der Musik. Ihr Deutschen habt ja in den 90ern ganz andere Erfahrungen gemacht und das zeichnet euch auch aus. Wir haben die Unseren und wir hoffen, die Leute mögen unsere Musik.

Wir bedanken uns gegenseitig – ich auf Englisch und Saul auf Deutsch – und ich überlasse Saul den anderen Journalisten. Er hat auf jeden Fall noch einen anstrengenden Tag vor sich. Aber so ist das nunmal. Und umso öfter ich „Brand New Machine“ höre, umso besser gefällt es mir. Es ist sicherlich nicht das Album, das man erwartet hätte. Es ist vielleicht auch nicht ihr bestes Album. Wobei sich die drei Werke ohnehin nur schwer vergleichen lassen. Aber es ergibt Sinn, ist folgerichtig und Chase & Status haben eine Richtung eingeschlagen, die mir doch wesentlich angenehmer ist, als ich es nach „No More Idols“ befürchtet hatte. Sie spielen in einer anderen Liga, sind zu Stars geworden und haben die Spielregeln des Pop verinnerlicht. Aber unter all dem ganzen Triumph-Tohuwabohu, sind sie sich selbst treu geblieben und verfolgen ihre Leidenschaft. So lassen sie den Druck, unter den ich ihr drittes Album fälschlicherweise gesetzt habe, gar nicht erst zu. Denn sie machen ihr Ding. Und sie machen es gut.